Welche Vorteile die Aktivrente bringen könnte – und welche nicht
Mit der Aktivrente will die schwarz-rote Koalition steuerliche Anreize für Rentner*innen schaffen, die länger im Job bleiben. Eine Studie zeigt nun, dass die Regierung noch einiges tun muss, um dieses Ziel zu erreichen.
IMAGO/Herrmann Agenturfotografie
Mit der Aktivrente können Rentner*innen bis zu 2.000 Euro steuerfrei zur Rente hinzuverdienen.
Es geht in erster Linie darum, Fachkräfte zu erhalten. Im Rahmen ihres Rentenpakets plant die Bundesregierung deshalb eine sogenannte Aktivrente einzuführen. Erwerbstätige, die über ihr gesetzliches Renteneintrittsalter hinaus arbeiten wollen, können damit bis zu 2.000 Euro im Monat steuerfrei hinzuverdienen. Eine Befragung im Auftrag der Bertelsmann Stiftung hat nun ergeben, dass mit diesem Anreiz die Erwerbstätigkeit von Rentner*innen um bis zu zehn Prozent steigen könnte.
Beauftragt wurde das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), das 3.000 Personen im Alter von 60 bis 71 Jahren online befragt hat. Danach gaben 52 Prozent der älteren Beschäftigten an, dass sie unter den derzeitigen steuerlichen Bedingungen für einen Hinzuverdienst nicht weiterarbeiten wollten. Gäbe es jedoch die steuerlichen Vorteile der Aktivrente, verringert sich der Anteil derjenigen, die nicht mehr arbeiten möchten, um rund fünf Prozentpunkte.
Wie viele zusätzliche Jobs möglich sind
„Die Aktivrente wird wirken“, erklärte der Arbeitsmarktexperte der Stiftung Eric Thode. So könnten bis zu 33.000 zusätzliche Vollzeitstellen entstehen, schätzte er.
Allerdings ist die Aktivrente kein Selbstläufer. Damit die Reform die Erwerbsbeteiligung älterer Arbeitnehmer*innen tatsächlich erhöhe, brauche es laut Thode eine Informationskampagne der Regierung. Die Menschen müssten wissen, dass sie bis zu 2.000 Euro hinzuverdienen können, ohne dass es auf die Rente angerechnet wird. Denn selbst bestehende Regeln im Rentenrecht seien vielen nicht bekannt. So wussten nur 37,5 Prozent der Befragten, dass es seit 2023 keine Hinzuverdienstgrenzen mehr für Einkommen in der Altersrente gibt.
Was die Aktivrente dem Staat kostet
Für die Staatsfinanzen wären die geschätzten 33.000 zusätzlichen Vollzeitstellen allerdings noch kein Gewinn, so die Berechnung der Stiftung. Denn die steuerlichen Entlastungen für ältere Arbeitnehmende führen zu Mindereinnahmen bei der Einkommensteuer. Für den Staat rechne sich die Aktivrente erst, wenn die Schwelle von mindestens 40.000 Vollzeitstellen erreicht werde. Das Vorhaben könnte also auch ein Minus-Geschäft werden.
Für ihre Umsetzung trifft die Bundesregierung deshalb laut Regierungsentwurf für den Bundeshaushalt 2026 eine Vorsorge von rund einer Milliarde Euro ab dem Jahr 2026. Das DIW geht von zunächst knapp 800 Millionen Euro Steuermindereinnahmen pro Jahr aus.
Warum ihr Start ab 2026 noch wackelt
Die Aktivrente ist Teil des Rentenpakets der Bundesregierung. Sie soll die Erwerbsquote erhöhen und Mehrarbeit fördern, um einem drohenden Fachkräftemangel zu begegnen. Laut Statistischen Bundesamt werden in den nächsten 15 Jahren rund 13,9 Millionen Erwerbstätige das gesetzliche Rentenalter erreichen. Das sind knapp ein Drittel aller Erwerbspersonen, die dem Arbeitsmarkt 2024 zur Verfügung standen.
Allerdings ist noch nicht klar, ob die Aktivrente wie geplant zum 1. Januar 2026 an den Start geht. Denn sie ist Teil des Rentenpakets der schwarz-roten Koalition, das neben der Ausweitung der Mütterrente die Stabilisierung des Rentenniveaus bei 48 Prozent bis zum Jahr 2031 vorsieht. Dieses Vorhaben ist aktuell umstritten, da eine Gruppe von Abgeordneten der Jungen Union das Gesetz zu verhindern droht.
hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.