Herten: Mit einer bunten Wanderbank gegen Rassismus
Seit 2022 zieht eine bunte Bank durch Herten – als Symbol für Demokratie, Vielfalt und gelebte Toleranz. Die Idee dafür hatte Munevera Ackermann, seit diesem Jahr Sozialdemokratin.
Marco Baron
Bunt angemalt ist die Wanderbank in Herten ein Blickfang.
Noch bis zum 31. Dezember steht die Wanderbank in Herten-Mitte. Danach wechselt die bunt angemalte Sitzgelegenheit wieder für drei Monate in einen anderen Teil der rund 60.000 Einwohner*innen zählenden Stadt am Rande des Ruhrgebietes. In großen Buchstaben trägt sie den Hinweis „Kein Platz für Rassismus“. Die „Wanderbank für Demokratie, Toleranz und Vielfalt“ soll ein buntes Zeichen für ein friedliches Miteinander in der nordrhein-westfälischen Stadt setzen. Und das schon seit April 2022.
Die Idee dazu hatte Munevera Ackermann. „Es war meine erste Wahlperiode, und ich habe nach einem Projekt gesucht, mit dem sich der Integrationsrat stärker profilieren kann. Als ich zufällig an einer Bushaltestelle in meiner Nachbarschaft vorbeigefahren bin, stand dort eine bunte Bank. So kam mir der Gedanke“, erzählt sie. Als Ackermann ihr Ansinnen im Integrationsrat der Stadt vorstellte, seien die anderen Mitglieder direkt begeistert von der Idee gewesen. Mit Fördergeldern aus der Bundesinitiative „Demokratie leben!“ wurde das Projekt schließlich verwirklicht.
Munevera
Ackermann
Was ich toll finde, ist, dass sich auch Schulen und Kindergärten damit beschäftigen, weil die Kinder so früh Akzeptanz und Vielfalt lernen, was Rassismus vorbeugt.
Mehr als dreieinhalb Jahre dient die Wanderbank nun in Herten schon als Treffpunkt für vielfältige Angebote. Mittlerweile haben sie rund 15.000 Menschen gesehen. Dabei ist die Wanderbank mehr als eine Sitzgelegenheit, dient sie doch stets als Ausgangspunkt, um die Stärke der Demokratie durch vielfältige Angebote erlebbar zu machen: ob beim interkulturellen Frauen-Treffen, im Gespräch auf dem Weihnachtsmarkt oder beim Singen mit Kita-Kindern.
„Was ich toll finde, ist, dass sich auch Schulen und Kindergärten damit beschäftigen, weil die Kinder so früh Akzeptanz und Vielfalt lernen, was Rassismus vorbeugt“, sagt Ackermann. Viele Kinder seien sogar traurig, wenn die Bank nach drei Monaten an einen anderen Ort weiterzieht.
Wegen Merz in die SPD eingetreten
Munevera Ackermann ist stolz darauf, wie sich aus ihrer Idee ein so erfolgreiches Projekt entwickelt hat. Für ihr Engagement wurde die 67-jährige Diplomsozialpädagogin im Ruhestand mit dem Bürgerpreis der Stadt Herten ausgezeichnet. Weniger Unterstützung erhielt Ackermann dagegen von der CDU, aus der sie Anfang 2025 nach vielen Jahren Mitgliedschaft ausgetreten ist. Ausschlaggebend war Merz‘ gemeinsame Abstimmung mit der AfD im Bundestag. Auch dessen jüngste „Stadtbild“-Aussagen wertet sie als rassistisch. Inzwischen ist Ackermann Mitglied der SPD und hat bei der Kommunalwahl im September kandidiert.
Auch in den kommenden fünf Jahren gehört sie dem Integrationsrat der Stadt Herten an und freut sich, ihr Herzensprojekt weiter begleiten zu dürfen. „Ich bin sehr stolz darauf, dass das immer noch in aller Munde ist und viele fragen, wann die Wanderbank wieder in ihren Stadtteil komme“, sagt Ackermann. Wichtig sei ihr aber, das Projekt weiterzuentwickeln, damit es für die Menschen in Herten reizvoll bleibe. Wie das gelingen kann, will Ackermann mit den anderen Mitgliedern des Integrationsrates besprechen.
ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo