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SPD in Kaiserslauten-Betzenberg: Damit der „Betze“ wieder bebt

24. December 2025 08:11:00

Die Bewohner*innen auf dem Betzenberg in Kaiserslauten haben mit Ladenschließungen, magerer Infrastruktur und wachsendem Altersdurchschnitt zu kämpfen. Die SPD sorgt für Weihnachtsstimmung statt Frust und will so auch die AfD im Stadtteil zurückdrängen.

Der Vorstand der SPD Kaiserslautern-Betzenberg mit den Landtagskandidaten Andreas Rahm (4. v. l.) und Dennis Matheis (5. v. l.)

Der Vorstand der SPD Kaiserslautern-Betzenberg mit den Landtagskandidaten Andreas Rahm (4. v. l.) und Dennis Matheis (5. v. l.)

Der „Betze“ boomt. Trotz Jahren in der Zweitklassigkeit strömen alle zwei Wochen Zehntausende Fans zu den Heimspielen des traditionsreichen Fußball-Vereins 1.FC Kaiserslautern auf den Betzenberg, unter ihnen auch der rheinlandpfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer. Ansonsten herrscht im Stadtteil jedoch Tristesse. Das Einkaufszentrum ist seit Jahren geschlossen. Auch die beiden Kirchen haben ihre Pfarrstellen nicht mehr besetzt. Ende Dezember 2024 machte das letzte Restaurant dicht. Der Bus Richtung Innenstadt fährt nur einmal die Stunde. Im Stadtteil wohnen viele ältere Menschen, die nicht mehr so mobil sind. Vor allem für sie ist das ein Problem.

AfD-Ergebnis war ein Weckruf 

Die AfD macht sich die Unzufriedenheit über die Versorgungslage zunutze. Bei der Bundestagswahl Anfang des Jahres erzielte die rechtsextreme Partei auf dem Betzenberg 36,4 Prozent. Schon bei der Kommunalwahl im Jahr davor waren es 32 Prozent. Für Frank Pfaff war das der Weckruf nach fast 20 Jahren passiver SPD-Mitgliedschaft, sich künftig stärker einzubringen. Inzwischen ist der 47-jährige Kommunikationsberater der Presssesprecher im SPD-Stadtverband, seit März Vorsitzender des Ortsvereins auf dem Betzenberg sowie seit wenigen Wochen ehrenamtlicher Leiter des Stadtteilzentrums „Betzestubb“. Hätte Pfaff nicht zugesagt, wäre auch dieses von der Schließung bedroht gewesen.

Geschenke für alle

Die Weihnachtsfrau hat für jedes Kind ein Kuscheltier dabei.

Eine Frau als Weihnachtsmann verkleidet verteilt Geschenke an eine Gruppe Kinder

Doch davon ist am Nachmittag des ersten Adventssonntags nichts zu spüren. Schon von Weitem leuchten die rund um die „Betzestubb“ drapierten Lichterketten. Drinnen duftet es nach Glühwein und Kinderpunsch, während sich draußen immer mehr Menschen um Stehtische mit Laternen und Lebkuchen drängen. Der SPD-Ortsverein hat zum „Winterfunkeln uffm Betze“ eingeladen. Die erste Auflage im vergangenen Jahr war recht spontan organisiert, diesmal haben Pfaff und seine Mitstreiter*innen rund 2.000 Flyer in der angrenzenden Hochhaussiedlung verteilt. Der Flyer ist zugleich ein Wunschzettel, auf dem die Bürger*innen passend zur Weihnachtszeit ihre Anliegen an die SPD eintragen können. 

Aktion in der „Betzestubb“: Wunschzettel an die SPD

„Wo gebbe mer die ab“, fragt eine ältere Frau mit pfälzischem Akzent, die mit ihrem Mann im Schlepptau Richtung Eingang läuft. Drinnen steht eine Box für die Wunschzettel bereit. Draußen erhebt derweil Pfaff seine Stimme: „Wenn die Kinder etwas nach vorn kommen würden, wäre das ganz toll. Denn ich habe gehört, der Weihnachtsmann ist unterwegs.“ Spontan formt sich ein Chor aus 30 Kindern, der „Lasst uns froh und munter sein“ singt. Vom Weihnachtsmann – in diesem Fall eigentlich eine Weihnachtsfrau – gibt es zur Belohnung für alle ein Kuscheltier. Marktbeschicker*innen hatten sie der SPD dafür gespendet.

Es wird musikalisch

Der Ü65-Chor „Forever young“ singt mit den Besucherinnen und Besuchern Weihnachtslieder.

Eine Gruppe Menschen in weihnachtlicher Kleidung singt

Andreas Klein, Kassierer im Ortsverein und Pfaffs Ehemann, bekommt beim Anblick der glücklichen Kinder leuchtende Augen. „Da merkt man, wofür wir monatelang geschuftet haben, um das auf die Beine zu stellen.“ Später am Abend tritt noch ein Ü65-Chor auf und singt gemeinsam mit den rund 100 Besucher*innen Weihnachtslieder. Der Name des Chors „Forever Young“ passt sicher auch zur 162 Jahre alten Partei. Pfaff sagt: „Wir wollen den Menschen einfach zeigen: Wir sind wie ihr und für euch da.“

SPD in Kaiserslautern: Blick zur Landtagswahl

Die nächste Bewährungsprobe dafür wartet am 22. März bei der rheinland-pfälzischen Landtagswahl. Die AfD wittert Morgenluft und will in Kaiserslautern erstmals ein Direktmandat ergattern. Andreas Rahm und Dennis Matheis haben etwas dagegen. Sie treten in der gut 100.000 Einwohner*innen zählenden Stadt für die SPD an. Während Rahm nach fast zehn Jahren im Landtag ein alter Hase ist und gerade für den Wahlkampf die dritte Auflage seines Kochbuches „Alles mit Rahm“ veröffentlicht hat, tritt Matheis zum ersten Mal an.

„Es ist ein spannender Wahlkreis – Stadt und Land, Arbeiter und Studenten. Das Rennen ist relativ offen“, sagt er und gibt sich kämpferisch, den Wahlkreis für die Sozialdemokratie zu verteidigen. Den Ortsverein weiß er dabei an seiner Seite. „Es wird schwierig, aber mit Alexander Schweitzer als Zugpferd bin ich überzeugt, dass wir das Ruder noch herumreißen, sagt der stellvertretende Vorsitzende Maximilian Fischer. „Es wird ein Kampf an den Haustüren werden.“ 

Autor*in
Jonas Jordan
Jonas Jordan

ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo

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