Inland

So ungleich sind die Renten in Deutschland verteilt

Seit 2023 funktioniert die Rente bundesweit nach einheitlichen Regeln. Zwischen den Regionen, Geschlechtern und Erwerbsbiografien zeigen sich trotzdem deutliche Unterschiede. 

von Lea Hensen · 9. Dezember 2025
Eine Rentnerin an der Kasse: Die Renten fallen in Deutschland je nach Bundesland sehr unterschiedlich aus.

Eine Rentnerin an der Kasse: Die Renten fallen in Deutschland je nach Bundesland sehr unterschiedlich aus.

Seit zwei Jahren ist er formell abgeschlossen: Der Prozess, der die Renten in den ostdeutschen Bundesländern denen der westdeutschen angleichen sollte. 2025 liegt die Standardrente, eine fiktive Größe, bei der angenommen wird, man arbeite 45 Jahre lang zum Durchschnittslohn, bundesweit bei 1.836 Euro brutto. Davon gehen noch Sozialbeiträge ab, außerdem werden Steuern gezahlt, wenn Rente und sonstige Einkünfte über dem steuerlichen Freibetrag liegen.

Allerdings fallen die durchschnittlichen Altersrenten je nach Bundesland spürbar unterschiedlich aus. Das zeigt der aktuelle Rentenatlas der Deutschen Rentenversicherung für 2024 und Rentner*innen nach mindestens 35 Versicherungsjahren. Im bundesweiten Durchschnitt lag die Altersrente nach 35 Versicherungsjahren im vergangenen Jahr bei 1.692 Euro brutto. Im Saarland waren die Renten mit durchschnittlich 1.805 Euro die höchsten in Deutschland, gefolgt von Nordrhein-Westfalen mit 1.773 Euro. Am niedrigsten waren die Renten 2024 in Thüringen mit 1.572 Euro. 

Der Rentenatlas selbst weist keine Zahlen für Renten in Ostdeutschland und Renten in Westdeutschland aus. Nach Angaben der Deutschen Rentenversicherung liegt die durchschnittliche gesetzliche Altersrente in Westdeutschland bei 1.105 Euro, in Ostdeutschland bei 1.354 Euro. Beide Werte sind aber nicht wirklich vergleichbar, da es in Ostdeutschland wesentlich weniger Rentner*innen gibt und Erwerbsbiografien und Berechnungsgrößen zur Zeit der DDR stark voneinander abweichen. Unter anderem waren in Ostdeutschland früher Berufsgruppen wie Lehrer*innen gesetzlich rentenversichert.

Männer erhalten mehr Rente als Frauen

Bundesweit zeigt sich: Männer erhalten im Schnitt deutlich höhere Renten als Frauen, weil sie häufiger Vollzeit und mit höheren Löhnen gearbeitet haben. Die durchschnittliche Bruttorente für Männer liegt bei 1.892 Euro, für Frauen bei 1.459 Euro. Im Osten Deutschlands ist der Abstand der Renten zwischen Männern und Frauen deutlich kleiner als im Westen. Das zeigt sich exemplarisch an Ost-Berlin: Dort bekamen Männer im Schnitt eine Rente von rund 1.847 Euro brutto und Frauen eine Rente von 1.682 Euro brutto – die höchste Frauenrente bundesweit. Im Saarland dagegen erhielten Männer eine Rente von 2.002 Euro und Frauen mit 1.440 Euro deutlich weniger.

Die Frauenrenten im Osten sind höher als Frauenrenten im Westen. Das hat historische Gründe: Kindeserziehung war Westdeutschland lange Zeit hauptsächlich Frauensache, viele Mütter arbeiteten deswegen nicht oder gingen irgendwann in Teilzeit. In der ehemaligen DDR wiederum war die Kinderbetreuung besser ausgebaut, Frauen arbeiteten länger und hatten seltener Brüche in ihrer Erwerbsbiografie. 

Frauen hatten niedrigste Renten in Niedersachsen

Männer haben mit rund 2.013 Euro brutto die höchsten Renten in Baden-Württemberg, wo es viele Industriearbeitsplätze mit tendenziell höheren Gehältern gibt. Auch in Nordrhein-Westfalen, wo früher viele Männer in Bergbaujobs beschäftigt waren, sind Renten für Männer mit im Schnitt rund 2.005 Euro brutto besonders hoch. Frauen, die in Ost-Berlin die höchsten Renten erhielten, bekamen in Niedersachsen die geringsten Renten mit 1.394 Euro brutto.

​​Frauen bezogen ihre gesetzliche Rente laut Rentenatlas mit 22,1 Jahren im Schnitt deutlich länger als Männer mit 18,9 Jahren, was die finanzielle Belastung des Systems zusätzlich ungleich verteilt. Im Schnitt gingen Rentner*innen 2024 mit 64,7 Jahre in Rente. Mehr als 1,7 Millionen Renten wurden im vergangenen Jahr an Rentner*innen gezahlt, die im Ausland leben.

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Autor*in
Lea Hensen
Lea Hensen

ist Redakteurin des „vorwärts“.

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