Angriffe der Arbeitgeber: Wie Saskia Esken Bärbel Bas verteidigt
Wegen Kritik am Verhalten von Unternehmensvertretern wird die SPD-Vorsitzende Bärbel Bas zurzeit massiv angegriffen. Nun erhält sie Rückendeckung von ihrer Amtsvorgängerin.
IMAGO/Bernd Elmenthaler
„Inakzeptabel.“ Saskia Esken (r.) stärkt Bärbel Bas im Streit mit den Arbeitgebern den Rücken.
In einem Instagram-Post hat die frühere SPD-Vorsitzende Saskia Esken ihre Nachfolgerin Bärbel Bas gegen Angriffe verteidigt. „Die Respektlosigkeiten und die persönlichen Angriffe, die Bärbel Bas jetzt erlebt, sind inakzeptabel. Sie folgen einem Muster, das viele mutige Frauen erlebt haben und immer wieder erleben“, schrieb Esken am Mittwoch auf ihrer Seite in dem sozialen Netzwerk.
Nach einer Rede beim Bundeskongress der Jusos steht Bas von konservativer Seite in der Kritik. Die SPD-Vorsitzende und Bundesarbeitsministerin hatte dort von ihrem Auftritt beim Arbeitgebertag in der Vorwoche berichtet und gesagt, vor den Unternehmensvertretern sei ihr „besonders deutlich geworden (...), gegen wen wir eigentlich gemeinsam kämpfen müssen“.
Beim Arbeitgebertag sei sie gefragt worden, wie viel soziale Sicherheit sich Deutschland überhaupt noch leisten wolle. „Da saßen sie, ich sag‘ das jetzt mal ganz offen, die Herren – ja, meistens waren es Männer – in ihren bequemen Sesseln, der eine oder andere im Maßanzug, und die Ablehnung war deutlich zu spüren“, berichtete Bas den Jusos.
SPD Frauen fordern „Schluss mit der Doppelmoral!“
Unternehmensvertreter reagierten mit scharfer Kritik auf Bas‘ Worte. „Ein Aufruf zum Kampf gegen Arbeitgeber ist in der Geschichte der Bundesrepublik beispiellos“, sagte Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger laut Medienberichten. „Die Behauptung, Arbeitgeber denken nur an sich, ist schlicht falsch.“ Dulger war Gastgeber des Arbeitgebertags, bei dem Bas während ihrer Rede zum Teil lautes Gelächter entgegengeschallt war.
„Wenn männliche Minister oder Oppositionsführer ‚Kante zeigen‘ oder verbal austeilen, gelten sie als ‚führungsstark‘ und ‚durchsetzungsfähig‘. Wenn eine Frau wie Bärbel Bas jedoch auf offene Herabwürdigung mit einer klaren Kampfansage für soziale Gerechtigkeit reagiert, wird ihr die Eignung für das Amt abgesprochen“, kritisierte die Vorsitzende der SPD Frauen, Carmen Wegge, in einer Mitteilung und wies die Angriffe auf Bas zurück. „Schluss mit der Doppelmoral!“, verlangte Wegge.
Kein „Klassenkampf“, sondern „sozialdemokratische Interessenvertretung“
Unteressen fordern einige CDU-Abgeordnete den Rücktritt von Bärbel Bas als Arbeitsministerin. „Wenn die Arbeitsministerin öffentlich zum Kampf gegen Arbeitgeber aufruft, ist sie eine Fehlbesetzung im Amt“, sagte etwa Christian von Stetten, der Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses im Bundestag, der „Bild“.
„Wer über Bärbels Worte beim Juso-Kongress empört ist, aber zum Verhalten der Arbeitgeberfunktionäre schweigt, hat jeden moralischen Kompass verloren“, hielt die Vorsitzende der SPD Frauen, Ulrike Häfner, dagegen. Das „höhnische Gelächter der Arbeitgeberlobby“ zeige überdeutlich: Für manche Wirtschaftsvertreter sei die soziale Sicherheit ein bloßer Kostenfaktor, über den man sich amüsieren könne. „Bärbel Bas hat völlig recht, wenn sie daraus den Schluss zieht, dass wir unsere Interessen hier gegen Widerstände durchsetzen müssen“, so Häfner. „Das ist kein ‚Klassenkampf‘, das ist sozialdemokratische Interessenvertretung.“
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.