20-Jähriger engagiert sich gegen rechts: Gestern soll nicht morgen sein
Einmal im Jahr zeichnet die SPD-Fraktion das demokratische Engagement junger Menschen aus. Einer von ihnen ist Leonard Kunz, der ins Klassenzimmer zurückkehrt, um über Demokratie zu sprechen.
Karsten Schöne
Leonard Kunz leitet Workshops zur Demokratiebildung an Schulen.
Der Name ist Verpflichtung. Der Versammlungssaal der SPD-Bundestagsfraktion im Reichstagsgebäude ist nach dem letzten Vorsitzenden vor Beginn der Nazi-Herrschaft benannt: Otto Wels, der Hitler 1933 mutig entgegentrat. Ein Mal im Jahr verleiht die SPD-Fraktion den nach ihm benannten Otto-Wels-Preis für demokratisches Engagement junger Menschen.
In diesem Jahr ging er unter anderem an den 20-jährigen Studenten Leonard Kunz. „Wir schauen in die Welt und haben immer den Anspruch, das große Ganze zu verändern. Das ist der falsche Ansatz. Wir müssen im möglichen kleinen Rahmen etwas verändern“, sagte er während der Preisverleihung im Otto-Wels-Saal im Juni.
Der „mögliche kleine Rahmen“ ist bei ihm Mittelhessen, wo er sich zum einen in der Initiative „Wettenberg bleibt bunt“ engagiert, aber auch selbst Workshops und Vorträge anbietet, inklusive realistischer Selbsteinschätzung. „Nur weil ich an eine Schule gehe, heißt das nicht, dass die AfD plötzlich zehn Prozent verliert, aber es könnte sein, dass ein, zwei Schülerinnen oder Schüler bei der nächsten Wahl nicht mehr die AfD wählen.“
Erste Erfolge werden sichtbar
Dennoch macht er den Erfolg seines Engagements auch an Zahlen fest. So erreichte die AfD bei der hessischen Landtagswahl im Oktober 2023 in seiner Heimatstadt Wettenberg noch 1.155 Stimmen und einen Zustimmungswert von 16,3 Prozent, bei der Europawahl waren es acht Monate später nur noch 798 Stimmen und eine Zustimmung von 11,5 Prozent. „Das zeigt mir, dass Engagement etwas bringt. Solche Erfolge sollten wir im Alltag viel mehr schätzen, als ständig nur zu beobachten, dass alles schlechter wird“, ist Kunz überzeugt.
Bereits während seiner Schulzeit habe er gemerkt, dass er mit dem, was er sage und tue, einen positiven Einfluss auf andere haben könne. Dies versucht er nun zu nutzen, indem er an Schulen 90-minütige Unterrichtseinheiten anbietet – von der achten bis zur 13. Klasse, auch an seiner alten Schule. Dabei spricht er mit Schüler*innen darüber, was Demokratie ausmacht, wie Algorithmen in sozialen Medien funktionieren und zeigt Parallelen zwischen Äußerungen der AfD und der Zeit des Nationalsozialismus auf.
Nach dem Rekordergebnis der rechtsextremen Partei bei der Bundestagswahl sei er zunächst einen Monat lang niedergeschlagen gewesen und wollte sein Engagement aufgeben. Doch nun macht er weiter. Mit Blick auf die Kommunalwahl im März plant er niedrigschwellig mit Menschen ins Gespräch zu kommen und sie zu überzeugen, nicht die AfD zu wählen.
ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo