Parteileben

Nach Übergriff im Wahlkampf: SPD-Kandidat lässt sich nicht einschüchtern

Als SPD-Kandidat Masoud Ghahremani am Montag mit seiner Schwester in Düsseldorf Wahlplakate aufhängen wollte, wurden sie bedroht und angebrüllt. Einen Tag später war er im selben Stadtteil wieder auf der Straße – mit einer klaren Botschaft an die Angreifer.

von Jonas Jordan · 8. August 2025
Wahlkampfstand mit Masoud Ghahremani und weiteren SPD-Mitgliedern in Düsseldorf

Lässt sich nicht einschüchtern: Masoud Ghahremani im Kommunalwahlkampf in Düsseldorf

Wer in diesen Zeiten Wahlkampf macht, braucht mitunter ein dickes Fell. Davon weiß auch Masoud Ghahremani zu berichten. Der 25-jährige Filmregisseur kandidiert bei der Kommunalwahl am 14. September in Nordrhein-Westfalen für die SPD für den Düsseldorfer Stadtrat. Sprüche wie „Ach, die scheiß SPD wieder“ oder „Euch wählt doch eh keiner mehr“ seien inzwischen normal, berichtet er. Doch was er am Montag erlebte, als er in seinem Wahlkreis „Mörsenbroich Nord, Rath Mitte“ gemeinsam mit seiner Schwester Plakate aufhängen wollte, hatte eine neue Qualität.

Von AfD-Sympathisant*innen bepöbelt

Zunächst sei ein Mann aus einem Haus gerannt und habe sie angeschrien, sie sollten die Plakate abhängen oder er mache das. Denn im Viertel seien alle AfD-Wähler*innen, die SPD nicht gewollt. Als Ghahremani nicht darauf einging und weiter plakatierte, habe der Pöbler weitere Personen dazugeholt, die sie ebenfalls angegangen haben. „Am meisten hat mich schockiert, wie viele Menschen einfach vorbeigelaufen sind und keine Reaktion gezeigt haben. Ich persönlich habe mehr Angst vor Menschen, die schweigen, als vor Menschen, die jemanden beleidigen“, berichtet der SPD-Kandidat im Gespräch mit dem „vorwärts“.

Dabei betont Ghahremani, dass der betreffende Stadtteil eigentlich nicht für eine rechtsextreme Gesinnung bekannt sei. „Im Grunde ist die D-Siedlung klassisches Arbeitermilieu. Da wohnen viele Menschen, die vor fünf oder zehn Jahren noch SPD gewählt haben. Vielleicht kommen daher auch die Wut und Enttäuschung der Menschen.“ Zugleich sagt er: „Dort wohnen auch viele Menschen mit Migrationshintergrund. Ich hatte Sorgen, dass sie als nächstes angefeindet werden, wenn wir jetzt nicht gegenhalten.“

Auch deshalb will sich Ghahremani von den Anfeindungen nicht unterkriegen lassen und war schon am nächsten Tag wieder vor Ort. „Wir waren mit acht Leute auf der Straße, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Viele waren sehr positiv und wollten uns unterstützen, nachdem sie von dem Vorfall gelesen hatten“, berichtet Ghahremani. 

Reden ohne Polizei

Eine Sache war ihm dabei wichtig. Denn nach den Anfeindungen am Montag erstatteten er und seine Schwester Anzeige bei der Polizei. Diese habe auch angeboten, bei der nächsten Wahlkampfaktion am Tag darauf präsent zu sein. Ghahremani nahm das Angebot an, bat die Beamt*innen jedoch, lieber zwei Straßen weiter zu parken. „Ich wollte den Menschen nicht das Gefühl geben, dass sie nur mit Polizeibegleitung mit uns sprechen können. Denn für mich ist es kein Problem, auch mal hart kritisiert zu werden, sofern wir anschließend auch Lösungen für die Probleme der Menschen im Viertel finden können. Dafür bin ich in die Politik gegangen“, sagt er.

Schon in der kommenden Woche will Masoud Ghahremani in derselben Straße wieder Haustürwahlkampf machen, ins Gespräch kommen und auch Kritik aushalten. Der SPD-Kandidat sagt: „Wir wollen einfach zuhören. Denn ich habe das Gefühl, dass die Menschen auch deshalb so enttäuscht sind, weil ihnen seit mehreren Jahren nicht mehr zugehört wurde.“ Immerhin: Die Plakate, die am Montag der Stein des Anstoßes waren, hängen immer noch. Ghahremani sagt: „Ich bin der Meinung, dass die Menschen, die uns verbal angegriffen haben, einfach politisch enttäuscht sind, aber trotzdem gute Menschen sind. Auch für sie werden wir Politik machen.“

Autor*in
Jonas Jordan
Jonas Jordan

ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo

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