Fischbrötchen statt Currywurst: NRW-SPD macht Wahlkampf auf Norderney
Weil in Nordrhein-Westfalen gerade Sommerferien sind, ist die dortige SPD ihren Wählern hintergereist. Der Kommunalwahlkampf auf der Nordseeinsel Norderney kam gut an – Wiederholung auf Mallorca oder in Holland nicht ausgeschlossen.
Nordsee statt NRW: SPD-Generalsekretär Frederick Cordes macht Kommunalwahlkampf auf Norderney.
Am 14. September ist in Nordrhein-Westfalen Kommunalwahl. Dann werden im größten deutschen Bundesland Oberbürgermeister*innen, Landrät*innen und Stadträte neu gewählt. Doch wer aktuell zwischen Rhein und Ruhr Wahlkampf macht, hat oft mit Schwierigkeiten zu kämpfen: Türen werden nicht aufgemacht, Marktplätze bleiben leer, Plakate ungesehen. Denn noch bis zum 26. August sind Sommerferien in Nordrhein-Westfalen, gerade viele Familien, auf die die SPD im Wahlkampf ein besonderes Augenmerkt legt, sind im Urlaub.
Den Wähler*innen hinterhergereist
Daher hat die NRW-SPD aus der Not eine Tugend gemacht und ihren Wahlkampf zumindest für einen Tag kurzerhand ins Feriengebiet verlagert, genauer gesagt auf die Nordseeinsel Norderney. „Die Idee kam auf, als wir letztes Jahr für die Klausurtagung der Landesgruppen aus NRW und Niedersachsen im Bundestag auf Norderney waren“, berichtet NRW-Generalsekretär Frederick Cordes im Gespräch mit dem „vorwärts“. Abends an der Theke berichteten die Norderneyer Genossen: „Hör mal, wenn wir hier Wahlkampf machen, dann machen wir mehr Wahlkampf für euch als für uns“, erzählt Cordes.
So war die Idee geboren, den Wahlkampf aus Nordrhein-Westfalen kurzerhand ans Meer zu verlagern. Cordes packte also ein Auto voll mit Wahlkampfmaterialien, fuhr mit dem Auto die knapp 340 Kilometer aus der Landeszentrale in Düsseldorf Richtung Küste. Nach einer Übernachtung in Norddeich – auf der Insel war in der Hauptferienzeit ausgebucht – ging es dann nach Norderney und mitten in die Fußgängerzone. Wobei es gar nicht so einfach war, eine Genehmigung für einen Infostand während des Hochsommers zu bekommen und aus der Ferne zu organisieren.
Doch es lohnte sich. Denn: „Drei von vier Leuten, die wir angesprochen haben, kamen tatsächlich drei aus NRW. Sie haben sich mega gefreut, auch wenn viele erst einmal überrascht waren“, wie der Generalsekretär der NRW-SPD berichtet. „Als ich gesagt habe, dass ich selbst aus Nordrhein-Westfalen komme und extra nach Norderney gekommen bin, fanden sie das wunderbar. Wir hatten nicht ein schlechtes Gespräch am Infostand. Die Leute waren entspannt, hatten Zeit und Lust, sich zu unterhalten“, sagt Cordes.
Im Urlaub Wahlkampfflyer aus der Heimat
Was auch daran lag, dass die NRW-SPD mitgedacht hatte. Cordes hatte für die Kinder Norderney-Postkarten zum Ausmalen, Frisbees, Wasserbälle und Seifenblasen im Gepäck. Während die Kleinen beschäftigt waren, konnte er sich in Ruhe mit deren Eltern unterhalten. Für sie hatte er dafür Flyer aus fast allen nordrhein-westfälischen Städten und Gemeinden im Gepäck. „Wenn zum Beispiel jemand aus Bottrop kam, bin ich zu unserem Postkartenständer gegangen und habe ihm den passenden Flyer gegeben.“
Möglich war die ganze Aktion aber auch nur durch die Unterstützung der Genossen von vor Ort. „Es gibt echt eine super gute Truppe da auf der Insel. Sie haben uns von der Fähre abgeholt und am Infostand mit ihrem Fachwissen gepunktet, wenn Touristinnen und Touristen nach der Post oder dem Eiscafé gefragt haben“, berichtet Cordes. In einem Video, das die NRW-SPD unter dem Titel „Currywurst trifft Krabbenbrötchen“ auf YouTube veröffentlicht hat, sagt Rolf Harms, SPD-Fraktionsvorsitzender im Stadtrat von Norderney: „Wir wurden gefragt, ob wir Hilfestellung leisten können. Das machen wir total gerne. Hier ist sowieso eine rote Insel.“
Wiederholung auf Mallorca nicht ausgeschlossen
Nach dem Erfolg des Infostands auf Norderney gibt es schon erste Überlegungen, eine solche Aktion im Vorfeld der Landtagswahl in zwei Jahren noch einmal zu wiederholen – beispielsweise auf Fehmarn, Mallorca oder in den Niederlanden. „Wir werden bestimmt noch mal was machen, aber wir sind noch nicht so weit, es zu erzählen“, will sich Cordes dahingehend noch nicht ganz in die Karten schauen lassen.
ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo