Inland

Urheber von Fake News nehmen Martin Schulz ins Visier

Im Dezember sprach er sich für ein europaweites Verbot von Fake News aus, nun ist er selbst betroffen: Ein gefälschtes Zitat von Martin Schulz geht derzeit durch die sozialen Netzwerke. Ein Vorgeschmack auf den Wahlkampf?
von Robert Kiesel · 3. Februar 2017
SPD Zeitung vorwärts
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Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit: Eine Woche nach Bekanntgabe seiner Kanzlerkandidatur haben Urheber sogenannter Fake-News im Internet damit begonnen, Martin Schulz zu attackieren. Auf Facebook machte ein Bild des designierten SPD-Vorsitzenden die Runde, das mit dem Zitat „Der Tod von einigen Deutschen ist ein kleiner Preis für die Sicherheit tausender Syrer“ versehen ist. Die Bildmontage legt nahe, Schulz mache mit dieser vermeintlich von ihm selbst getätigten Aussage Werbung für seine Person.

Martin Schulz-Zitat ist eine Fälschung

Tatsächlich handelt es sich bei der Grafik sowie der Schulz zugeordneten Aussage, die innerhalb weniger Stunden eine große Reichweite in den sozialen Netzwerken erzielte, um eine Fälschung. Aufgedeckt haben das die Macher von mimikama.at, einem Verein zur Aufklärung von Internetmissbrauch. Die im Jahr 2011 gegründete Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, Internetmissbrauch, Internetbetrug und Falschmeldungen entgegen zu wirken und zu bekämpfen. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter.

Im Bericht von mimikama zum Fall Martin Schulz heißt es: „Es handelt sich um eine Fälschung.“ Das tatsächlich von Schulz verwendete Plakat sei mit einer Falschaussage versehen und dann in den digitalen Umlauf gebracht worden. „Ein Europa der Menschen. Nicht des Geldes“ hatte ursprünglich auf dem Plakat gestanden. Für die Aussage „Der Tod von einigen Deutschen ist ein kleiner Preis für die Sicherheit tausender Syrer“ gebe es keinerlei Fundstelle im Internet. Die Urheberschaft des Zitats – sofern es sie überhaupt gibt – bleibt unbekannt. Von Martin Schulz jedenfalls stammt der Satz nicht.

Martin Schulz: Erfolg mobilisiert Gegner

Der Fall reiht sich ein in eine Serie ähnlicher Ereignisse aus der jüngeren Vergangenheit. Vor Schulz waren bereits vermeintliche Zitate die Grünen-Politikerinnen Renate Künast und Stefanie von Berg sowie Sigmar Gabriel frei erfunden oder verdreht worden. Diese wurden über die sozialen Netzwerke binnen Stunden tausendfach geteilt und hatten einen erheblichen Rufschaden für die Betroffenen zur Folge. Im Fall Künast sorgte die Aktion für Schlagzeilen – auch weil die Politikerin aktiv auf Nutzer zugegangen war, die sich an der Verleumdungskampagne gegen ihre Person beteiligt oder Hass-Mails verfasst hatten.

Dass nun ausgerechnet Schulz Ziel von Falschmeldungen wurde, ist in zweifacher Hinsicht naheliegend. Erstens schwimmt die SPD seit dessen Ernennung zum Kanzlerkandidaten auf einer Welle der Euphorie, verzeichnet massive Stimmengewinne in Wahlprognosen und konnte in den vergangenen Tagen tausende Neumitglieder begrüßen. Zweitens hatte sich Schulz gegen Ende seiner Amtszeit als Präsident des EU-Parlaments dafür ausgesprochen, Fake News entschiedener als bislang zu bekämpfen und zu ahnden. Schulz hatte ein EU-weites Gesetz zum Verbot von Fake News ins Gespräch gebracht und Unternehmen wie Facebook dazu aufgefordert, ihrer Verantwortung gerecht zu werden.

Facebook will Fake News kennzeichnen

Facebook selbst erklärte im Januar 2017, seine Bemühungen im Zusammenhang mit der „Herausforderung von Fake News“ zu verstärken. In Deutschland kündigte das Unternehmen die Zusammenarbeit mit dem Recherchebüro Correctiv an, „um objektive und unvoreingenommene Bewertungen von Nachrichten bereitzustellen.“ User sollen künftig Fake News melden können, die dann gegebenenfalls von „Faktenprüfern“ wie Correctiv mit Warnhinweisen versehen werden, die sie als „unglaubwürdig“ einstufen.

Autor*in
Robert Kiesel

war bis März 2018 Redakteur des vorwärts.

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