Inland

Leo XIV.: Was sich Sozialdemokraten vom neuen Papst wünschen

Weißer Rauch, Vorhang auf und großer Jubel: Am Donnerstag ist im Vatikan eine historische Entscheidung gefallen. Mit Leo XIV. wird erstmals ein US-Amerikaner Papst. So reagiert die SPD darauf.

von Jonas Jordan · 9. Mai 2025
Der neue Papst Leo XIV. richtet am Donnerstagabend auf dem Petersplatz seine ersten Worte an die Gläubigen.

Der neue Papst Leo XIV. richtet am Donnerstagabend auf dem Petersplatz seine ersten Worte an die Gläubigen.

Wenige Tage vor Beginn des Konklaves teilte US-Präsident Donald Trump auf dem Kurznachrichtendienst X ein KI-generiertes Bild von sich als Papst. Der Post sorgte für großen Protest, auch bei Geistlichen in den USA, wie dem New Yorker Kardinal Timothy Dolan, der kritisierte, Trump habe mit dieser Aktion einen schlechten Eindruck hinterlassen. 

Doch: „Wusste Trump schon mehr? Jetzt macht sein Post als Papst ja Sinn! Mal sehen, was Trump sagt. Ein Deal mit dem lieben Gott oder Vatikan?“, fragte der bayerische SPD-Bundestagsabgeordnete Andreas Schwarz am Donnerstagabend ebenfalls auf X, nachdem mit Kardinal Robert F. Prevost erstmals ein US-Amerikaner zum Papst gewählt worden war. 

Künftig trägt er den Namen Leo XIV. Für sein neues Amt wünschte Schwarz ihm „ein segensreiches Wirken am Weinberg Gottes“. Anke Rehlinger, Ministerpräsidentin des Saarlandes und amtierende Bundesratspräsidentin, gab dem neuen Papst den Wunsch mit auf den Weg: „Möge er der Kirche und den Gläubigen auf der ganzen Welt guttun!“ 

Dirk Wiese, Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, kommentierte die Entscheidung mit den Worten: „Ein wichtiges Zeichen, dass er durch Dialog Brücken bauen will. Für mehr Verständnis und Zusammenhalt in unserer Welt. Möge sein Pontifikat von Weisheit und Mut geprägt sein.“

Castellucci: „Exakt, was unsere Welt dringend benötigt“

Lars Castellucci ist Beauftragter für Kirchen und Religionsgemeinschaften der SPD-Bundestagsfraktion. Auf Anfrage des „vorwärts“ sagte er am Freitag: „Der neue Papst Leo war erst vor kurzem von Papst Franziskus zum Kardinal ernannt worden. Das macht mich zuversichtlich, dass er – sicher in seinem eigenen Stil und mit eigenen Akzenten – doch das Werk seines Vorgängers fortführen wird.“ 

Sein erster Auftritt und auch der Name, den er sich gewählt hat, sprächen für eine Betonung von Frieden und sozialem Ausgleich, ist sich Castellucci sicher und meint: „Das ist exakt, was unsere Welt dringend benötigt.“  Der gewählte Name Leo knüpft an Papst Leo XIII. (1878-1903) an, der einst die katholische Soziallehre begründete. 

Kerstin Griese, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesarbeitsministerium und Sprecherin des Arbeitskreises Christ*innen in der SPD, erwartet einen Papst, „der unbequem ist und im Sinne der Radikalität Jesu für die Armen, die Schwachen, die Geflüchteten und die unter Kriegen leidenden Menschen Partei ergreift“.

Kerstin
Griese

In Zeiten erheblicher globaler Verunsicherungen ist es gut, wenn Papst Leo XIV. eine Stimme der Vernunft ohne Furcht vor den Mächtigen sein wird.

Griese zeigte sich überzeugt: „In Zeiten erheblicher globaler Verunsicherungen ist es gut, wenn Papst Leo XIV. eine Stimme der Vernunft ohne Furcht vor den Mächtigen sein wird.“ Als Protestantin sagte sie: „Ich wünsche mir Fortschritte für die Ökumene in der Praxis und dass Rom den evangelischen Christen auf Augenhöhe begegnet.“

Matthias Katsch, Aktivist für die Opfer sexuellen Kindesmissbrauchs durch Angehörige der katholischen Kirche, ist überzeugt, dass auch mit einem neuen Papst die Herausforderung die gleiche geblieben ist: „die Kirche weltweit zu einem sicheren Ort für Kinder und Jugendliche zu machen.“ Die Betroffenen, die seit Jahren buchstäblich vor den Toren der Kirche stünden und ihre Anliegen formulierten, müssten endlich Gehör finden, fordert er. „Die Kirche unter Papst Leo wird lernen müssen, den Opfern, ihren Opfern zuzuhören, statt über sie hinweg zu predigen“, sagt Katsch.

Er zeigt sich überzeugt, dass die weltweite Bewegung von Betroffenen der katholischen Kirche, die in den vergangenen Jahren entstanden ist, weiter wachsam sein und sich zu Wort melden werde. „Aber wir hoffen, dass mit diesem Papst ein Austausch in Gang kommt – auch auf Ebene der Weltkirche“, so Katsch.

Autor*in
Jonas Jordan
Jonas Jordan

ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo

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