Das wahrscheinlich kurzlebigste Schwimmbad der Geschichte stand im November 2010 vor dem Brandenburger Tor in Berlin. Genauer gesagt: Es war eine Schwimmbad-Attrappe aus Pappkartons. Kaum war sie aufgebaut, traten zwei junge Männer auf, die in schwarz-gelbes Absperrband eingewickelt waren. "Man fühlt sich als Schwarz-Gelb nicht gut", klagte einer von ihnen noch. Dann tat er, was schwarz-gelbe Regierungen gelegentlich zu tun pflegen: ein Schwimmbad abreißen. "Geh doch im Pool Deiner Eltern schwimmen", riet ein Transparent den staunenden Passanten.
Gemeinsame Protest-Plattform
Die Aktion war das erste Projekt des vor einem Jahr gegründeten Bündnisses "Änder das". Entstanden ist es durch eine Initiative der Jusos. "Wir sind mit einer Bundesregierung konfrontiert, die nichts für junge Menschen tut", sagt der Juso-Vorsitzende Sascha Vogt. "Deshalb haben wir andere Jugendorganisationen gefragt: Wollen wir eine gemeinsame Plattform gründen?" Die Grüne Jugend, die Gewerkschaftsjugend, die Falken und viele andere Verbände schlossen sich den Jusos an. Zusammen organisieren sie nun regelmäßig spektakuläre Aktionen gegen Sozialabbau, den Klimawandel, die Benachteiligung von Frauen oder gegen Rassismus. Die Ergebnisse sind auf der Internetseite aenderdas.de zu sehen.
Die Plattform beweist: Auch heute gibt es viele junge Menschen, die sich politisch engagieren wollen. Doch die SPD tut sich noch schwer damit, sie für sich zu gewinnen. Der Altersdurchschnitt der Partei liegt bei 58 Jahren. "Es ist keine neue Erkenntnis, dass das Engagement von jungen Menschen in Parteien generell abnimmt", sagt Sascha Vogt. Darauf müsse die SPD reagieren, indem sie neue Formen der Mitarbeit anbietet.
Jusos: gute Erfahrungen mit Teil-Mitgliedschaften
Vogt spricht aus eigener Erfahrung. "Wir Jusos bemühen uns seit Längerem darum, projektorientiertes Arbeiten zu ermöglichen", berichtet er. Der Juso-Vorsitzende hat beobachtet: Junge Menschen wollen sich oft nur für ein konkretes Thema engagieren und ihre Mitarbeit zeitlich begrenzen. Die Jusos haben sich deshalb gegenüber Parteilosen geöffnet. Schon seit Jahren ist es möglich, Juso-Mitglied zu werden, ohne in die SPD einzutreten.
Laut Sascha Vogt merken die "Nur-Jusos" meist schnell, dass Parteiarbeit spannender ist, als sie gedacht haben. Der überwiegende Teil von ihnen trete innerhalb der ersten zwei bis drei Jahre auch in die SPD ein. Deshalb freut sich Vogt, dass die reinen Juso-Mitgliedschaften mit der Parteireform aufgewertet werden sollen. Und er hofft, dass auch andere Arbeitsgemeinschaften der SPD dieses Prinzip jetzt übernehmen. Denn er ist überzeugt: "Die Öffnung der Partei funktioniert über Themen und Zielgruppenarbeit."
arbeitet als Redakteur für die DEMO – die sozialdemokratische Fachzeitschrift für Kommunalpolitik.