Wahlkampf hinterm Steuer: Mit Tempo 80 in den Bundestag
Der Wahlkampf von Thomas Bauske ist ein Hingucker: Wo der SPD-Direktkandidat für die Region rund um Kulmbach auftaucht, alle Blicke gehören ihm. Der Grund dafür hat vier Räder, lief im Jahr 1971 vom Band und stammt aus Frankreich: Bauske tourt am Steuer eines Citroën HY durch Oberfranken. Den vom Massenmodell zum Kultgefährt avancierten Lieferwagen hat er nach aufwendiger Suche erst geleast und dann zum Wahlkampfmobil umbauen lassen. Zusammen kennen Fahrer und Gefährt nur ein Ziel: Für Oberfranken in den Bundestag!
Mit Tempo 80 durch den Wahlkreis
Dass sich Bauske dafür ausgerechnet einen alten Franzosen angelacht hat, ist kein Zufall. „Angefangen hat alles in der 8. Klasse, da bin ich wegen Französisch durchgefallen“, erinnert sich der 44-Jährige, der heute selbst an einem Gymnasium in Bayreuth unterrichtet. Dank eines Französischkurses und mehrerer Urlaube im Nachbarland entdeckte er wenig später seine Liebe zu Frankreich. Unzählige Male war Bauske seitdem dort zu Besuch, 2011 übernahm er den stellvertretenden Vorsitz der deutsch-französischen Gesellschaft in Bayreuth. Einen „HY“ zu fahren war für Bauske lange ein Traum, den er sich nun selbst erfüllt hat.
„Du kommst nirgends an einem Gespräch vorbei, selbst wenn der Wagen gar nicht aufgebaut ist“, beschreibt Bauske die Erlebnisse mit seinem „HY“. Wo immer die beiden auch auftauchen, verdrehen die Menschen ihre Köpfe, bleiben am Straßenrand stehen, winken. Möglich wird dies, weil der betagte Citroën vor allem eines ist: gemütlich. Das 3-Gang-Getriebe wird nach Gehör bedient, 80, maximal 90 Kilometer pro Stunde fährt der Wagen. Optimal also, um über die Dörfer zu tingeln und öfter mal eine Rast einzulegen. Dass der Motor durch Drücken des roten Startknopfs gestartet wird - ein Detail von vielen, das den „HY“ für den „roten“ Bauske im „schwarzen“ Oberfranken zum idealen Wahlkampfpartner macht.
Auf den Spuren von Louis de Funès
Hinzu kommt: Das Konzept des über die Dörfer tingelnden Kandidaten passt perfekt zu Bauskes Wahlkreis. Ost- und Westgrenze trennen stolze 120 Kilometer, von den rund 210.000 dort lebenden Menschen wohnen 27.000 in Kulmbach, der Rest ist „plattes Land“. Wie gemacht für einen früher als rollende Metzgerei oder fahrenden „Tante Emma Laden“ eingesetzten Lieferwagen, den der französische Komödienheld Louis de Funès auch mal zum Bombentransporter umfunktionierte.
Bei allem Humor, die Parole „Für Oberfranken in den Bundestag“ meint Bauske ernst: „Das Ziel ist das Direktmandat, mindestens aber das beste Ergebnis für die SPD überhaupt“, sagt er. Dass seine Konkurrentin Emmi Zeulner (CSU) 2013 mit 56,9 Prozent Erststimmenanteil in den Bundestag einzog – das beste Erststimmenergebnis der CSU in Oberfranken – beeindruckt Bauske nicht. Den Nachteil, anders als Zeulner nicht im Wahlkreis geboren und aufgewachsen zu sein, will Bauske durch Präsenz im Wahlkampf wett machen. „Jeder Ort in meinem Wahlkreis wird besucht, notfalls schlafe ich im Auto“, erklärt Bauske. Auf den fünfstelligen Tacho seines „HY“ dürften so noch einige hundert Kilometer drauf kommen.
Alternativplan: Crepes statt Parlamentskantine
Und wenn es mit dem Einzug in den Bundestag doch nicht klappt, Bauske landete auf Platz 38 der SPD-Kandidatenliste in Bayern? „Wir überleben das! Wenn ich bei den Wählern nicht landen kann, dann verkaufe ich eben Crepes“, scherzt Bauske und denkt dabei möglicherweise an Annecy, „Alpenstadt des Jahres 2012“ und Partnerstadt von Bayreuth. Klar ist: Seinen fahrenden Wahlkampfhelfer müsste Thomas Bauske dafür gar nicht groß verändern. Aus dem Hingucker von heute wird dann der Verkaufsschlager für morgen.