Timmermans sei Dank: Sozialdemokraten gewinnen Europawahl in den Niederlanden
Dirk Bleicker
Überraschung in den Niederlanden: Entgegen aller Prognosen hat die Partij van de Arbeid (PvdA) die Europawahl gewonnen. Laut Nachwahlbefragung erhielt die Partei von SPE-Spitzenkandidat Frans Timmermans gut 18 Prozent der Stimmen. Sie würde damit ihr Ergebnis von 2014 fast verdoppeln und fünf der 26 niederländischen Sitze im Europaparlament erhalten. Das offizielle Ergebnis wird erst am Sonntag bekannt gegeben, wenn auch in allen anderen EU-Staaten die Wahllokale geschlossen sind.
Energieschub für Europas Sozialdemokraten
Für Europas Sozialdemokraten ist das Ergebnis aus den Niederlanden deutlicher Rückenwind im Wahlkampfendspurt. SPE-Chef Sergei Stanishev sprach auf Twitter von einem Energieschub und rief seine Parteienfamilie dazu auf, in den verbliebenen Stunden bis zur Wahl die Wähler zu motivieren.
Glückwünsche erhielt Timmermans auch aus Österreich. „Gemeinsam können wir die Europäische Union sozialer, wohlhabender und gerechter“ machen, schrieb die Vorsitzende der SPÖ, Pamela Rendi-Wagner, auf Twitter. In Österreich wird mit Spannung erwartet, welchen Einfluss der Ibiza-Video-Skandal um den mittlerweile zurückgetretenen FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Strache auf den Ausgang der Europawahl haben wird.
SPD wirbt in Bremen um Stimmen
In den Niederlanden erlitt die rechtspopulistische PVV von Geert Wilders bereits eine herbe Niederlage und büßte rund zwei Drittel ihrer Stimmen im Vergleich zu 2014 ein. Die neue rechten Partei FvD, die erstmal bei der Europawahl antrat, belegt allerdings mit rund elf Prozent den vierten Platz.
SPD-Chefin Andrea Nahles rief ihre Partei auf Twitter für den Wahlkampfendspurt auf. „Jetzt ist der Moment. Unterhaken lohnt sich – für ein starkes und soziales Europa!“, schrieb sie auf Twitter. Die Parteispitze ist an diesem Freitag in Bremen unterwegs, um für die SPD bei Europa- und Bürgerschaftswahl zu werben. Am späten Nachmittag werden Nahles, die Europa-Spitzenkandidaten Katarina Barley und Udo Bullmann sowie Bremens Bürgermeister Carsten Sieling auf dem Markplatz mit Bürgerinnen und Bürgern sprechen.
Katarina Barley: „Es ist noch alles offen“
Mit dabei ist auch Kevin Kühnert. Auf Twitter schrieb der Juso-Vorsitzende, das Ergebnis aus den Niederlanden sei ein „Motivationsschub für die letzten 48 Stunden“. Ebenfalls per Twitter rief der frühere Präsident des Europäischen Parlaments Martin Schulz die SPD auf, im Endspurt nochmal alles zu geben. „Für uns in Deutschland heißt das jetzt: Ärmel hochkrempeln, rausgehen, noch einen draufsetzen!“, twitterte er.
Da auch bei vorangegangenen Wahlen viele Menschen bis kurz vor der Wahl noch unentschlossen waren, wem sie ihre Stimme geben, könnten die letzten Stunden entscheidend seien. So zumindest sieht es SPD-Spitzenkandidatin Katarina Barely. „Auch in Deutschland sind noch 51 Prozent der WählerInnen unentschlossen“, schrieb sie auf Twitter. „Es ist noch alles offen.“
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.