Der Mann weiß, wovon er redet. "Eine Sozialdemokratie, die Erfolg haben will, muss ihre Stärken an Personen gekoppelt wieder an die Menschen bringen", analysierte
Torsten Albig die derzeitige Situation der SPD. Der 46-Jährige hat damit Erfahrung. Im März eroberte er im ersten Wahlgang das
Kieler Rathaus von der CDU-Amtsinhaberin zurück. "Auf der kommunalen Ebene sind wir stark", zeigte sich Albig so auch am vorwärts-Stand auf der Frankfurter Buchmesse überzeugt. Von hier aus müsse
sich die SPD nun neu aufstellen.
Doch wie konnte die Partei überhaupt in die derzeitige Situation kommen? "Die große Koalition ist uns zum Verhängnis geworden", ist Klaus Staeck sicher. CDU und SPD seien sich zu ähnlich
gewesen und am Ende hätten die Sympathiewerte der Kanzlerin entschieden. Auch werde die "Irrationalität" bei Wahlen immer größer. Wie sonst könne es sein, dass die FDP, deren Ideologie die
Wirtschaftskrise mit verursacht habe, als drittstärkste Kraft aus der Bundestagswahl hervorging. "Man verspricht den Leuten das Blaue vom Himmel herunter und am Ende steht Schwarz-Gelb",
resümierte Staeck.
Sehnsucht nach der "gelebten Solidarität"
Was die SPD angehe, gelte es dringend, verlorenes Vertrauen zurück zu gewinnen. "Die eigenen Mitglieder haben uns nicht mehr geglaubt." Früher hätten sich die Genossen umeinander gekümmert,
doch diese "gelebte Solidarität" gebe es kaum noch in der Partei. "Am Ende störte die Basis nur noch beim Regieren", kritisierte Staeck.
Von einer "erlebten Glaubwürdigkeitslücke" sprach Kiels Oberbürgermeister Torsten Albig und forderte: "Wir müssen neu darüber nachdenken, wie Gerechtigkeit organisiert werden kann." Die SPD
habe noch immer den Vorteil, dass sie in Vereinen und Organisationen präsent sei und wisse, "was vor Ort passiert". Auf diese Stärken müsse die Partei wieder vermehrt setzen. "Wir haben eine
Menge zu bieten, müssen aber wieder besser dafür werben."
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