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„Küsten-Camp“ auf Rügen: Wie die Jusos über Klimaschutz diskutieren

Sommer, Sonne, Sozialismus: Mehr als 300 Jusos treffen sich am letzten Wochenende im Mai auf Rügen, um über sozial-ökologische Antworten auf die Klimakrise zu diskutieren. Geht der Blick dabei auch in Richtung Mutterpartei?

von Jonas Jordan · 23. April 2025
An der Küste werden in den Workshops Themen des Klimaschutzes diskutiert. (Symbolbild)

An der Küste werden Themen des Klimaschutzes besprochen.

Der Zeitpunkt könnte kaum passender sein. Terminlich genau zwischen dem Abschluss der Koalitionsverhandlungen und dem vorgezogenen Bundesparteitag der SPD treffen sich die Jusos vom 30. Mai bis 1. Juni in Prora auf Rügen zu ihrer ­Sommerkonferenz. Beim „Küsten-Camp“ geht es vordergründig um das Thema Klimaschutz, aber auch um einen Blick auf die aktuelle Lage der Mutterpartei.

Der Andrang auf die rund 300 Plätze ist enorm, wie die Juso-Bundes­geschäftsführerin Anna Kasparyan im Gespräch mit dem „vorwärts“ verrät: „Wir haben jetzt schon eine Warteliste offen und mehr als 40 Personen, die von sich aus zelten wollen. Der Wunsch danach, sich wieder zusammenzufinden, inhaltlich zu diskutieren, aber auch die Ruhe oder die Begegnung mit Freunden zu genießen, scheint sehr groß zu sein. Das freut uns sehr.“

Forderungen nicht genug durchgedrungen

Während der dreitägigen Veranstaltung sollen in den inhaltlichen Workshops aber nicht nur Jusos zu Wort kommen, sondern auch Vertreter*innen aus befreundeten Organisationen wie Fridays for Future, Klima.Gerecht oder den gewerkschaftlichen Jugendorganisationen. „Der Anspruch an die Veranstaltung ist aber auch, dass wir uns als Verband noch viel stärker darauf besinnen, welche herausfordernde Zeit nach der Bundestagswahl vor uns liegt“, sagt Kasparyan.

Denn die Jusos hätten zwar viele ihrer Forderungen in der SPD platzieren können. Diese seien jedoch im Wahlkampf zu wenig durchgedrungen. „Deswegen müssen wir jetzt diesen Weg der programmatischen und personellen Neuaufstellungen gehen“, sagt Kasparyan. Auch das soll auf der Sommerkonferenz diskutiert werden, wenn auch nicht als zentrales Thema. „Es soll ein Ort sein, wo tatsächlich aktuelle Geschehnisse eventuell in den Debatten auftauchen.“ Das „Küsten-Camp“ solle aber vorrangig dazu dienen, zu erörtern, was für ernsthaften Klimaschutz notwendig ist, wie eine ausreichende Finanzierung gewährleistet werden könne und welche Bündnispartner dafür mit an Bord geholt werden müssten.

Spaß soll nicht zu kurz kommen

Im Kern gehe es darum, den eigenen Verband zu stärken, aber auch Leute zusammenzubringen und verschiedene Perspektiven auf wichtige tagesaktuelle Fragen zu präsentieren. „Davon profitieren dann nicht nur wir, die das ausrichten, sondern alle Organisationen, die vor Ort sein werden“, glaubt Kasparyan. Den Sozialismus voranbringen, aber gleichzeitig zusammen Sommer, Sonne und Spaß am Meer genießen. Auf diese Formel könne man das Ziel der Konferenz herunterbrechen. Damit der Spaß nicht zu kurz komme, ist beispielsweise auch geplant, die Jugend der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) für einen Cocktail-Workshop anzufragen. 

„Nach so harten Wahlkämpfen wollen wir den Ort nutzen, um uns in unserer Haltung und Identität zu versichern und gestärkt in die nächsten Jahre zu gehen“, sagt Kasparyan. Auch die Geschichte des Ortes solle beim „Küsten-Camp“ in Prora eine Rolle spielen. Dieser wurde während der Zeit des Nationalsozialismus errichtet und diente in der DDR als Kaserne für die Nationale Volksarmee. 

Autor*in
Jonas Jordan
Jonas Jordan

ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo

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2 Kommentare

Gespeichert von Helmut Gelhardt (nicht überprüft) am Mi., 23.04.2025 - 16:04

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Dass sich die Jusos der Klimafragen annehmen ist eine sehr gute Sache und auch dringend notwendig!
Soziale Gerechtigkeit und Klimagerechtigkeit/Umweltgerechtigkeit können nur noch zusammen gedacht, bearbeitet und gelöst werden! Bündnispartner sind zwingend Umweltorganisationen wie BUND / NABU und selbstverständlich die NaturFreunde. Aber auch kirchliche Sozialverbände wie die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB ) Deutschlands - und natürlich die Gewerkschaften. Ja - Gewerkschaften! Seht die ausgezeichneten Arbeiten von Hans-Jürgen Urban von der IG-Metall zum Thema Sozial-ökologische Transformation! Ich selbst (Jahrgang 1953 - Altsozialist - ) bin Mitglied des BUND, der NaturFreunde und der KAB. Gerade der am 21.04.2025 verstorbene Papst Franziskus war entschiedenster, aufrechter und effektiver Streiter für globale Soziale Gerechtigkeit und globalen Umweltschutz/Bewahrung der Schöpfung! Die Verlautbarungen von Papst Franziskus - der ALLE Menschen guten Willens angesprochen hat! -

Gespeichert von Helmut Gelhardt (nicht überprüft) am Mi., 23.04.2025 - 16:37

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Teil II
siehe insbesondere: "Evangelii gaudium" / "Laudato si" / "Fratelli tutti" - legen Zeugnis ab von der totalen Hinwendung Franziskus' zu den ausgebeuteten, unterdruckten und entrechteten Menschen weltweit und zur global geschundenen Umwelt/Natur/Mutter Erde - im Sinne der Bewahrung der Schöpfung! Also - evtl. Berührungsängste sind fehl am Platz!
Wenn die Redaktion es erlaubt, darf ich hier einen Hinweis geben auf eine Arbeit von mir vom 12.12.2015 (!) zum Thema K l i m a g e r e c h t i g k e i t - zur Würdigung und zum Andenken an Franziskus:
https://www.kab-trier.de/fileadmin/user_upload/kab-trier_de/Texte/Kapit…
Darüber hinaus darf ich verweisen auf Arbeiten zu den Themen:
Kapitalismuskritik / Wirtschaftsdemokratie/Unternehmensmitbestimmung / Umwelt/Imperiale Lebensweise:
https://www.kab.de/arbeit/kapitalismus-ueberwinden
Vielen Dank! Helmut Gelhardt, Sprecher 'Gerechter Welthandel' der KAB DV Trier und der KAB LV RLP