Parteileben

Schnell zum Profi

von Nils Hilbert · 20. September 2012

Diana Lehmann startet mal wieder spät in ihr Wochenende. Der schöne Sommertag in Erfurt neigt sich bereits dem Ende zu. Gerade noch war sie mit ihrem Chef, Wirtschafts- und Arbeitsminister Matthias Machnig, auf Sommertour durch Thüringen. Am Montag geht es früh weiter: Als persönliche Referentin des Ministers reist sie mit nach Brasilien. Jetzt freut sie sich auf ihren Freund aus Schleswig-Holstein. „Gar nicht so einfach, in einer Fernbeziehung genügend Zeit miteinander zu verbringen.“ Wenn die Arbeit es zulässt, sehen sie sich am Wochenende. „Zum Glück haben wir Verständnis für die Situation des anderen“, so Lehmann auf ihrem Weg in die Altstadt. Wie sie selbst steckt auch ihr Freund viel Energie in die ehrenamtliche Arbeit bei den Jusos.

Seit einem knappen Jahr ist die 29-Jährige im Bundesvorstand der Jusos aktiv. Hier kümmert sie sich um kommunalpolitische Themen und die Beschäftigungssituation von jungen Menschen. Referentin im Hauptberuf, Ehrenamt und Fernbeziehung – wie geht das alles zusammen?

»Ich funktioniere unter Druck einfach besser«

Diana Lehmann lacht, kleine Fältchen umspielen ihre Augen, als sie in die Abendsonne blinzelt: „Ich funktioniere unter Druck einfach besser.“ Und dann sei da noch die Triebkraft des Idealismus, sagt sie, der Wunsch, die Gesellschaft mitzugestalten. „Wegen der Arbeitsmarktreformen bin ich damals in die SPD eingetreten. Was andere Länder über Jahrzehnte hinweg vorgenommen haben in so kurzer Zeit umzusetzen, führt natürlich zu Problemen.“ Die Reform grundsätzlich begrüßen und dennoch die sozialen Folgen kritisch begleiten – aus solchen Spannungsfeldern schöpft sie Motivation. „Mir ist wichtig, dass die Menschen über genügend Informationen verfügen, die es ihnen erlauben mitzudiskutieren.“ 

Doch nicht nur Idealismus treibt die gebürtige Jenaerin an. Da ist auch der persönliche Ehrgeiz. Eine wissenschaftliche Karriere als Soziologin hat sie schnell verworfen: „Alleine am Schreibtisch, das ist nicht wirklich meine Sache. Ich brauche den Kontakt zu Menschen, die unterschiedlichen Themen, die Diskussion.“ Das hat sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni schnell erkannt. Ein paar Monate hat sie dann bei den NaturFreunden gearbeitet. Bis sich die Chance bot, die Referentenstelle im Ministerium anzutreten. Zielstrebig ist auch ihre Parteiarbeit: Bereits drei Jahre nach ihrem Eintritt in die SPD führte sie den Juso-Landesverband. Dafür war sie auch bereit, nur wenige Wochenenden im Jahr „frei“ zu haben. Und nun das Engagement im Bundesvorstand. Idealismus in der Sache und persönlicher Erfolg gehen hier Hand in Hand.

Bald kann sie selbst Parteimitglieder trainieren

Diesem Elan hat sie es auch zu verdanken, dass sie vom Landesverband auf ein Programm des SPD-Bundesvorstandes aufmerksam gemacht wurde. „Train-the-Trainer“ – eine Ausbildung, die helfen soll, die Arbeit der vielen Ehrenamtlichen in der SPD professioneller zu machen – ob das nicht etwas für sie wäre? Natürlich nahm Lehmann diese Herausforderung an. Die Idee des 2010 von Parteivorstand und Landesverbänden gemeinsam gestarteten Programms überzeugt sie: Sie wird zu einer Multiplikatorin ausgebildet, um dann ihrerseits Parteimitglieder im Landesverband zu trainieren. „Es geht beispielsweise ganz konkret darum, mit Ortsvereinsvorsitzenden daran zu arbeiten, wie man die Sitzungen besser strukturiert, Ergebnisse sichert und kommuniziert oder neue Mitglieder gezielt anspricht“, erläutert Lehmann. Mit Begeisterung berichtet die junge Frau von den praktischen Übungen, die sie in der 15-köpfigen Gruppe, angeleitet von zwei professionellen Trainern, macht. „Auch wenn alle Teilnehmer Erfahrungen im Moderieren und Durchführen von Veranstaltungen mitbringen: Es ist einfach spannend zu sehen, was man alles verbessern kann, was für Fehler man immer noch macht. Ich freue mich schon darauf, endlich mein erstes Seminar für den Landesverband zu geben.“ Perspektivisch könnte über die Zeit ein richtiges Netzwerk an Trainern in der SPD entstehen. 

Im September wird sie nach dem letzten Workshop ihr Zertifikat überreicht bekommen. Für sie steht fest: Nach dieser Ausbildung, die weitgehend von der Parteischule im Willy-Brandt-Haus finanziert wird, möchte sie noch privat eine Zusatzprüfung beim Berufsverband für Trainer, Berater und Coaches ablegen. Und ganz gleich, wen sie in ihren künftigen Seminaren vor sich haben wird, ihrer Überzeugung bleibe sie treu: In der SPD muss diskutiert und um Positionen gerungen werden. 

Das alles ist Zukunft, auf die sie sich freut. Doch jetzt eilt sie davon, endlich ihrem wartenden Freund entgegen. „Schließlich will ich mit ihm noch ein wenig die Stimmung auf dem Erfurter Weinfest genießen.“ 

Autor*in
Nils Hilbert

war Redakteur der DEMO – Demokratische Gemeinde.

 

0 Kommentare
Noch keine Kommentare