Sascha Karolin Aulepp: Was die designierte Bremer SPD-Vorsitzende vorhat
Patrice Kunte (MA)Hannover 30449 Hanomaghof 2
Warum wollen Sie Vorsitzende der Bremer SPD werden?
Ich habe mich entschieden, bei der Wahl zu kandidieren, weil mir die SPD am Herzen liegt. Ich möchte, dass sie stärkste politische Kraft bleibt – klar aufgestellt ist und streitbar. Dazu möchte ich meinen Beitrag leisten.
Eine „streitbare“ Bremer SPD fordern Sie auch in Ihrem Bewerbungsschreiben. Was meinen Sie damit genau?
Ich möchte, dass wir in der SPD untereinander solidarisch, aber wenn nötig trotzdem kontrovers diskutieren und so zu Positionen finden, die wir dann auch gemeinsam nach außen hin vertreten können. Wir müssen immer wieder klar machen, wo wir als Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten stehen. Damit darf die Diskussion aber nicht aufhören. Wir müssen auch zu den Bürgerinnen und Bürgern gehen und mit ihnen über ihre Sorgen und Vorstellungen eines guten Zusammenlebens diskutieren. Denn sie sind es, für die wir Politik machen. Wer von oben runterregiert, kann nicht zu klaren Positionen kommen.
Die SPD in Bremen, aber auch im Bund, hat Probleme zu den Menschen durchzudringen. Wie kann sie das ändern?
Die SPD muss Politik für diejenigen machen, denen es nicht so gut geht. Und die Menschen müssen das auch merken. Wenn wir uns soziale Gerechtigkeit auf die Fahnen schreiben, muss sie auch bei denen ankommen, die Kita-Plätze brauchen, die auf der Suche nach preiswerten Wohnungen sind und die einen Ausbildungs- oder einen Arbeitsplatz brauchen. Wenn wir das umsetzen, sind wir auch wieder in der Gesellschaft verankert.
Viele Menschen scheinen allgemein das Vertrauen in Parteien verloren zu haben. Ist das von Ihnen beschriebene Handeln der Weg, Vertrauen zurückzugewinnen?
Ich habe im vergangenen Bürgerschaftswahlkampf viele Menschen getroffen, die gesagt haben: „Ich habe euch immer gewählt, aber das kann ich jetzt nicht mehr. Ihr müsst wieder tun, was ihr sagt und sagen, was ihr tun werdet.“ Dieser Vertrauensverlust ist gefährlich. Wir können das nur durchbrechen, wenn wir das einhalten, was wir versprechen.
Wie muss sich die SPD dafür verändern?
Die SPD muss klar erkennbar sein, etwa indem wir Themen setzen und diese offensiv nach außen vertreten. Bundes- und Landesebene müssen dabei Hand in Hand gehen. Ich werde in Bremen zum Beispiel immer wieder auf das Freihandelsabkommen TTIP angesprochen. Auch der Umgang mit Hartz IV spielt immer wieder eine große Rolle. Auch hier gilt: Wir müssen klarer darüber sprechen, was wir wollen und was wir tun. Dann kommt es auch bei den Menschen an. Wichtig ist auch, dass die SPD auch jenseits von Wahlkämpfen ansprechbar ist und zu den Menschen geht. Wir müssen sie immer wieder fragen: Was können wir für euch tun?
Im Rahmen des Mitgliedervotums haben Sie sich der Basis bei mehreren Foren vorgestellt. Welche Fragen bewegen die Mitglieder der Bremer SPD?
Einige Punkte tauchen immer wieder auf. Es geht viel um soziale Gerechtigkeit, gesellschaftliche Integration – gerade vor dem Hintergrund der Flüchtlinge, die zu uns kommen – Bildungspolitik und natürlich die Frage, über die wir bereits gesprochen haben: Wie schaffen wir es, Vertrauen in die Politik zurückzugewinnen? Ich möchte, dass wir als Partei über alle diese Fragen wieder mehr miteinander diskutieren und dass die Ortsvereine und Arbeitsgemeinschaften wieder stärker Themen von sich aus einbringen – auch jenseits der Parteitage.
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.