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"Roter Bock 2010" für Egon Bahr

von Die Redaktion · 18. Juni 2010
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Im Tivoli, der Gedenkstätte des Gothaer Parteitages von 1875, werden seit nunmehr drei Jahren Menschen geehrt, die sich in Europa um den Frieden und die soziale Demokratie verdient gemacht haben.

Der ehemalige SPD-Spitzenpolitiker und Träger des Bundesverdienstkreuzes Egon Bahr bekam die Auszeichnung vom sozialdemokratischen Oberbürgermeister Gothas Knut Kreuch und dem SPD-Vorsitzenden des Landes Thüringen Christoph Matschie überreicht. "Egon Bahrs Prinzip Wandel durch Annäherung hat den Weg für die deutsche Einheit geebnet. Seine Ostpolitik machte den Menschen in der DDR Mut, sich für Veränderungen einzusetzen und sich nicht in ihr Schicksal zu ergeben. Damit gehört er zu den größten deutschen Politikern unserer Zeit", so Matschie. Der junge Sozialdemokrat Peter Leisner hielt die Laudatio, in der er seinen persönlichen Weg in die SPD schilderte, auf dem Vorbilder wie Egon Bahr eine große Rolle spielten.

Architekt der neuen Ostpolitik

Die diesjährige Preisverleihung stand im Zeichen des Jubiläums der deutschen Einheit und wollte den "Architekten der Ostverträge" würdigen. Egon Bahr, 1922 im thüringischen Treffurt geboren, war vor 20 Jahren Zeitzeuge bei der Wiedergründung der Sozialdemokratischen Partei in Thüringen und des legendären Auftritts von Willy Brandt vor 100.000 Menschen auf dem Gothaer Hauptmarkt. Bahrs politisches Motto "Wandel durch Annährung" ist untrennbar mit dem Jahrhundertereignis der Wiedervereinigung verbunden.

Der ehemalige Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit gilt als deren Wegbereiter. Er sagte aber auch: "Wir haben alle Glück gehabt". Nach der Auszeichnung berichtete der mittlerweile 88-Jährige über das Zustandekommen der Ostverträge, die 1970 in Moskau und Warschau unterzeichnet wurden. Für die Zukunft prognostiziert Bahr: "Das Problem der inneren Einheit klärt sich durch einen Generationswechsel".

Bewegende Geschichte der Sozialdemokratie in Gotha
Namenspatron des Preises ist der Gothaer Sozialdemokrat Wilhelm Bock (1846-1931). Der Schuhmacher gehörte zu den führenden Vertretern der 1875 in Gotha gegründeten Sozialistischen Arbeiterpartei. Er war einer der ersten sozialdemokratischen Abgeordneten. Er zog - noch während des Sozialistengesetzes unter Reichskanzler Bismarck - in den Deutschen Reichstag ein. In den Jahren 1924 bis 1928 war er mehrmals sogar Alterspräsident des deutschen Parlaments. Der "Rote Bock" ist eine Verneigung vor der Lebensleistung von Wilhelm Bock, der Zeit seines Lebens "ein Sohn des Volkes" und seiner Wahlheimat Gotha war.

Ideengeber und Stifter dieser Auszeichnung ist der sozialdemokratische Gothaer Oberbürgermeister Knut Kreuch. Gespräche beim SPD-Parteivorstand führten 2007 dazu, das Gothaer Tivoli, wo einst revolutionäre Ideen zur deutschen Arbeiterbewegung geboren worden sind, als Haus der europäischen Sozialdemokratie zu profilieren. Auf Vorschlag des SPD-Vorsitzenden wurde der Preis "Der Rote Bock 2008" erstmalig verliehen. Erster Preisträger war der ehemalige Ministerpräsident von Tschechien und Vorsitzende der tschechischen Sozialdemokraten, Jiří Paroubek. Andres Tarand, der engagierte Europapolitiker und ehemalige Ministerpräsident Estlands, erhielt den Preis im Jahre 2009.

Vereinsarbeit und Erinnerungskultur
Die vom Förderverein Gothaer Tivoli seit 2005 betreute gleichnamige Gedenkstätte hat in diesem Jahr bereits viele hochrangige Veranstaltungen erlebt. Den Reigen eröffnete am 27. Januar das 20-jährigen Gründungsjubiläum des SPD-Landesverbandes Thüringen. Es folgten die überaus gut besuchten Abende mit den beiden Brandt-Söhnen Peter und Lars. Anlässlich des 135. Jahrestages des Gothaer Vereinigungsparteitages organisierten das Thüringer Landesbüro der Friedrich Ebert Stiftung - zusammen mit dem Tivoliverein und dem Gothaer Verein KommPottPora - Ende Mai ein Diskussionsforum mit Professor Dr. Beatrix Bouvier als Gastrednerin.

Für den Tivoliverein war diese gelungene Veranstaltung ein großer Erfolg und Ansporn für eine engagierte Weiterarbeit. Dazu trug die am Folgetag erfolgte Neuwahl des Vereinsvorstandes bei. Die bisherige amtierende Vorsitzende Marlies Mikolajczak wurde ebenso im Amt bestätigt, wie Matthias Wenzel als Stellvertreter und Wolfgang Voigt als Schatzmeister. Neuer zweiter Stellvertreter ist der bisherige Beisitzer Jörg Bischoff. Neben fünf neuen Beisitzern verstärkt Karin Rehbein - die langjährige Betreuerin der Gedenkstätte - den Vorstand alsSchriftführerin.

Der Förderverein der Gedenkstätte freut sich nicht nur über noch mehr Gäste aus den Reihen der SPD, sondern auch über weitere Mitstreiter, die die Vereinsarbeit - und damit die SPD-Gründungsstätte - aktiv als Vereinsmitglied oder auch als Mitglied des 2009 gegründeten Freundeskreises unterstützen wollen.

www.tivoli-gotha.de

Matthias Wenzel
stellv. Vereinsvorsitzender

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Die Redaktion

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