Parteileben

Q wie Quereinsteiger

von Hans Bartels · 28. März 2012

So sehr manche Mitbürger den Schweiß und die Beharrlichkeit des gewöhnlichen Ochsentouristen auf seinem langen Marsch durch die politischen Institutionen beargwöhnen, so sehr gefällt ihnen – und vor allem vielen Medien – die Figur des Seiten- oder Quereinsteigers. Er scheint mitzubringen, was man bei den Normalbegabten in Parlament und Regierung nicht erwarten zu dürfen glaubt: Lebenserfahrung, Spezialkenntnisse, Unabhängigkeit, eine frische Sprache.

Oft erwiesen sich im Praxistest diese Erwartungen als Illusion. Auch wer quer einsteigt, ist nur ein Mensch, der, wenn er gewählt ist, wie alle anderen grauen Herren und Damen nach den demokratischen Regeln spielt.

Aber die Hoffnungen, die oft mit dem Quereinsteigen verbunden werden, zeigen an, wo der politische Betrieb, die gelebte Demokratie noch besser werden kann: Schluss mit den nachgeplapperten Phrasen! Nieder mit den rhetorischen Pappkameraden, gegen die man immer recht behält! Weg mit der Pose! Her mit der Haltung!

Autor*in
Hans Bartels

ist seit 1998 Mitglied des Deutschen Bundestages. Der Autor („Victory-Kapitalismus“) ist zugleich Sprecher der „AG Demokratie“ in der SPD-Bundestagsfraktion. Für den vorwärts schreibt er regelmäßig das "Wörterbuch der Politikverdrossenheit".

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