Spätestens mit der kürzlich erfolgten Teilverstaatlichung der Commerzbank dürfte es auch dem Letzten klar geworden sein: Der Hauch der Geschichte weht derzeit von links. Doch was ist des
linken Pudels Kern? Auf Einladung der Greifswalder Hochschulgruppe ging die Juso-Bundesvorsitzende Franziska Drohsel am Montagabend in der Jugendherberge der Frage nach, was heute linke Politik
kennzeichnet.
"Die lebhafte Diskussion hat mir großen Spaß gemacht", sagte Drohsel nach der Veranstaltung. "Vor allem die vom Plenum aufgeworfenen Themen waren klasse". Dabei hatte die Juso-Chefin zu
Beginn der Debatte selbst die Marschrichtung vorgegeben, indem sie in kurzer Rückschau auf die "von neoliberaler Ideologie geprägten 1990er-Jahre" derzeit einen gravierenden Linksruck in der
deutschen Gesellschaft ausmachte. Dabei ging sie auf grundlegende Positionen der Jusos ebenso ein, wie auf das Verhältnis zur Mutterpartei SPD. Insbesondere letzteres wurde im Laufe des Abends
immer wieder durch Beiträge aus dem Publikum thematisiert.
Kritik an großer Koalition
So kam die Sprache recht schnell auf die derzeitige Rolle der SPD als Partner in der großen Koalition im Bund, wobei einige Diskutanten die Meinung vertraten, die SPD könne sich lediglich
in der Opposition regenerieren und neu aufstellen. Dies sah Franziska Drohsel anders. So sei die Möglichkeit Politik aktiv mitzugestalten, nicht hoch genug einzuschätzen. Statt sich in der
Opposition in Scheingefechte zu versenken, lohne es sich eher, für linke Akzente innerhalb der SPD zu kämpfen, zeigte sie sich überzeugt. Dies gelinge aber leider nicht immer, wie sie mit Verweis
auf die Arbeit der großen Koalition im Bund beklagte: "Viel Gutes kann ich der Bundespolitik der SPD in der großen Koalition derzeit nicht abgewinnen."
Ähnlich kritisch antwortete die Juso-Vorsitzende auf Fragen des rund 40-köpfigen, parteipolitisch bunt gemischten Publikums nach dem Einfluss der Jugendorganisation auf die SPD während der
Agenda-Jahre, die durch eine "Militarisierung der deutschen Außenpolitik durch die Kriege im Kosovo und in Afghanistan" sowie eine "bewusst geschaffene Distanz zu den Gewerkschaften" geprägt
waren. Neben der "Agenda 2010" äußerte sich Franziska Drohsel ebenso zu Fragen der EU-Politik im Allgemeinen und zum Vertrag von Lissabon im Besonderen. "Die große Bandbreite der angesprochenen
Themen hat mich sehr überrascht", zog die Juso-Chefin hinterher ein Fazit.
Mit "Linken" gegen Studiengebühren
Nicht zuletzt dem derzeitigen Wahlkampf der Greifswalder Juso-Hochschulgruppe für das Studierendenparlament der Universität war es geschuldet, dass sich Drohsel schließlich auch zu linker
Hochschulpolitik äußerte. Diese habe gerade in Zeiten von Studiengebühren immense Bedeutung. Um ihnen zu begegnen, befürwortet die Juso-Vorsitzende auch eine Zusammenarbeit mit anderen linken
Hochschulgruppen.
"Die ganze Veranstaltung hat mich für meine Arbeit im Bundesvorstand ungemein motiviert", sagte Drohsel am Ende des Abends. "Ich habe es sehr genossen, mit einer solch großen Gruppe junger,
engagierter Menschen über linke Politik zu sprechen". Demnächst dürften es noch ein paar mehr werden, wenn vom 6. bis 8. Februar junge Menschen aus dem gesamten Bundesgebiet nach Berlin reisen,
um am
Juso-Kongress Linkswende 09 teilzunehmen. Und auch dort dürfte - wie derzeit überall in der Welt - linke Politik die Agenda bestimmen.
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