Parteileben

„Korrekte Aktion!“: Sprayer stehen auf weiße Wahlplakate

Vandalismus gegen ihre Plakate ist für Politiker im Wahlkampf ein großes Ärgernis. Der SPD-Kandidat Benjamin Grimm aus Brandenburg hat darauf eine kreative Antwort gefunden.
von Robert Kiesel · 24. August 2017
Grimm
Grimm

Dass Benjamin Grimm auffällt, ist nicht ganz neu: Seit der SPD-Direktkandidat für die Bundestagswahl mit einem als „Ente“ bekannten Citroen und einem dreirädrigen Piaggio-Gefährt durch seinen Wahlkreis tingelt, ist der 33-Jährige Gesprächsthema im nördlichen Berliner Umland. Nun jedoch sorgt Grimm auch auf Facebook für Furore: Weil eines seiner Großflächenplakate wiederholt mit Graffiti besprüht wurde, zeigte Grimm Mut zur Lücke. „Ab sofort steht diese Fläche für fantasievolle Straßenkunst zur Verfügung“, ließ Grimm auf das ansonsten weiße Plakat drucken. Den Facebook-Beitrag, den der SPD-Kandidat dazu veröffentlichte, sahen bislang knapp 50.000 Menschen.

„Aktion hat eingeschlagen wie eine Bombe“

„Ich hätte nicht gedacht, dass die Aktion so einen durchschlagenden Erfolg haben würde. Sie ist eingeschlagen wie eine Bombe“, erklärt Grimm. Täglich fährt er seitdem an seinem „Tabula rasa-Plakat“ vorbei, beobachtet Passanten, die seine kreative Antwort auf einfältige Parolen mustern. Auf den Wettlauf zwischen Schmieren und Reinigen, der ihm zuvor durch unbekannte Sprayer aufgezwungen worden war, hatte Grimm einfach keine Lust mehr.

Dass die Idee auch im realen Leben Anhänger findet, zeigen Parolen, die unmittelbar nach der Umgestaltung auf das Plakat gesprüht wurden. „Coole Idee“ oder „Vote4Grimm“ ist jetzt darauf zu lesen, Grimm-Gegner machten sich bis dato nicht an dem Plakat zu schaffen. Kurios: Der aufgebrachte Schriftzug „Korrekte Aktion!“ trägt exakt jenen Stil, den auch die bislang unbekannten Urheber der Schmierereien auf dem ersten Wahlplakat Grimms verwendet hatten. Sollten der oder die Urheber tatsächlich identisch sein, hat Grimm damit Anhänger aus gänzlich unerwartetem Lager für sich gewinnen können.

Autor*in
Robert Kiesel

war bis März 2018 Redakteur des vorwärts.

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