Klose: „Das demografische Problem ist das größte Problem“
vorwärts.de: Die AG 60 plus gibt es nun seit 20 Jahren. Relativ jung, oder?
Klose: An Menschenaltern gemessen ist das jung. In der eher schnelllebigen Politik ist das aber schon eine beträchtlich lange Zeit.
Warum wurde die AG 60 plus nicht schon früher ins Leben gerufen?
Klose: Das ist eine gute Frage. Es hängt damit zusammen, dass man in Deutschland das demografische Problem lange nicht zur Kenntnis genommen hat, obwohl wir seit Mitte der 1970er Jahre wussten, was auf uns zukommt. Hätte die Politik das zur Kenntnis genommen, hätte sie nicht nur in der Sachpolitik reagiert, sondern auch in der Parteipolitik. Die Politik hätte erkennen müssen, dass ein immer größerer Teil der Mitglieder von Parteien und der Wähler in eine höhere Altersgruppe hineinwachsen. Heute liegt der Durchschnitt eines SPD-Wählers bei schätzungsweise 57 Jahren. Bei der CDU wird das nicht anders sein. Nur bei den Grünen und den Piraten dürfte das deutlich jünger sein. Darauf hat die Politik spät reagiert.
Wie hat die AG 60 plus bessere Bedingungen für alte und ältere Menschen in Deutschland geschaffen?
Klose: Die Arbeitsgemeinschaft ist zunächst einmal zu einem Wirkungs- und Machtfaktor innerhalb der SPD geworden. Ein Wirkungsfaktor, weil viele Ältere sich gern in der AG 60 plus organisiert haben und tätig geworden sind. Die Senioren, die sich in der Arbeitsgemeinschaft organisieren, sind die eifrigsten Wahlkämpfer. Im Vergleich zu anderen haben sie auch ein Plus, denn sie haben eine höhere Glaubwürdigkeit. Das alles zusammen gibt der Arbeitsgemeinschaft einen Einfluss, der allerdings noch nicht hoch genug ist. Das ist an der Zusammensetzung der Mandatsträger abzulesen.
Die AG 60 plus diskutiert viele aktuelle und wichtige Themen, die gesamtgesellschaftlich relevant sind. Ist die Mobilisierung der Älteren deshalb einfacher?
Klose: Die Mobilisierung hat zunächst einmal innerhalb der Partei stattgefunden. Ein ähnliches Bild gibt es auch bei der Union, soweit ich das erkennen kann. Ich glaube, es hat auch in der Bevölkerung einen Effekt gegeben, denn wir wissen ja alle, dass die Wahlbeteiligung der Älteren deutlich höher ist als die der Jüngeren.
Wie sollte die Politik in Zukunft mit dem demografischen Wandel umgehen?
Klose: Das demografische Problem ist das größte Problem, vor dem die Bundesrepublik Deutschland steht. Trotz Zuwanderung sind wir eine zahlenmäßig abnehmende und alternde Gesellschaft. Und wir wissen alle, dass unser Wohlstand nicht auf Bodenschätzen beruht, sondern auf den Fähigkeiten unserer Köpfe und Hände. Weil das so ist, wird das demografische Problem immer stärker in den Mittelpunkt der politischen Bemühungen rücken. Ich habe noch nicht den Eindruck, dass das – jenseits der Rentendiskussion – schon querbeet in der Politik angekommen ist. Das mag auch daran liegen, dass die Zahl der Älteren, die in der parlamentarischen Politik eine Rolle spielen, eher zurückgegangen ist.
Die SPD-Arbeitsgemeinschaft 60 plus startet auch mit ihrer bundesweiten Aktionswoche unter dem Motto „Ein Europa für Jung und Alt“. Mehr Informationen zur Aktionswoche finden sich auf der Webseite der Arbeitsgemeinschaft.
ist Volontär in der SPD-Landtagsfraktion Rheinland-Pfalz und absolviert zurzeit ein Praktikum beim vorwärts (2014).