Parteileben

Katarina Barley: „Die Mitglieder sind das Herz der SPD“

Katarina Barley will Politik mit 
persönlicher Überzeugungskraft und Authentizität machen. Die designierte 
SPD-Generalsekretärin will vor allem junge Menschen und Frauen ansprechen. Für den „vorwärts“ sieht Barley eine wichtige Aufgabe.
von Lars Haferkamp · 2. Dezember 2015
Begehrt für Fragen der vorwärts-Leser: SPD-Generalsekretärin Katarina Barley
Begehrt für Fragen der vorwärts-Leser: SPD-Generalsekretärin Katarina Barley

Katarina Barley, herzlichen Glückwunsch zur Nominierung als neue Generalsekretärin. Wie haben Sie davon erfahren?

Ich war in den USA und saß im Bus mit Abgeordneten aller Fraktionen. Erst kam eine SMS und dann habe ich später mit Sigmar Gabriel telefoniert. Anschließend musste ich erst mal ein Stündchen die Überraschung verdauen.

Welche Gedanken gingen ihnen durch den Kopf?

Mir ging es so, wie Obama nach der Mitteilung, dass er den Friedensnobelpreis bekommt. Wow! Was für eine Ehre!

Sie haben sich Bedenkzeit ausgebeten.

Ja, denn künftig werde ich für meine Familie weniger Zeit haben. Das will bedacht und besprochen werden. Am Ende habe ich Ja gesagt und das aus voller Überzeugung.

Wie würden Sie ihr Verhältnis zum Parteivorsitzenden beschreiben?

Uns verbindet eine ähnliche Art Humor, wir sind beide intuitive Menschen. In einigen Punkten sind wir aber auch verschieden. Ich denke, wir ergänzen uns gut, wir respektieren uns und freuen uns beide auf die Zusammenarbeit.

Man sagt, es gibt zwei Arten von Generalsekretären, die einen sehen sich als General, die anderen eher als Sekretär. Wie sehen Sie das Amt?

Nicht in diesen Klischees. Die Menschen wollen heute kein ritualhaftes Draufhauen, was mit einem General verbunden wird. Sie möchten, dass die Politik sich ernsthaft mit ihren Fragen auseinandersetzt, dass sie ehrliche Antworten gibt. Ich will Politik mit persönlicher Überzeugungskraft und Authentizität verbinden. Im Übrigen schließt das pointierte Attacken, dort wo sie sinnvoll und nötig sind, nicht aus.

Braucht ein Generalsekretärin, um etwas bewegen zu können, eine Hausmacht in ihrer Partei?

Man braucht eine gute Vernetzung, keine Hausmacht im Sinne einer Lagerbildung. Ich glaube, es ist gut, dass ich als Justiziarin der SPD-Bundestagsfraktion Erfahrungen in einer führenden Funktion gesammelt habe, zugleich aber erst zwei Jahre dabei bin. So bin ich immer noch sehr nah an der Basis dran. Meine langjährige Arbeit als Juristin und Richterin hat mich zudem gelehrt, sachlich zwischen verschiedenen Positionen und Meinungen abzuwägen und zu begründeten Entscheidungen zu kommen. Eine Fähigkeit, die mir auch in all meinen politischen Ämtern immer sehr geholfen hat.

Wie sind Sie mit 25 Jahren zur SPD gekommen?

In meinem Elternhaus wurde viel über Politik diskutiert. Irgendwann habe ich an einem Wahlkampfstand der SPD mitdiskutiert und es hieß: Komm doch mal vorbei. Und dann war ich dabei. Meine erste wichtige Erfahrung war die Landratskandidatur im tiefschwarzen Kreis Trier-Saarburg. Das hat unglaublich Spaß gemacht, die ganze Partei war super motiviert. Mit 45 Prozent haben wir ein unerwartet starkes Ergebnis geholt. Da spürte ich, Politik könnte etwas für mich sein.

Was unterscheidet die SPD für Sie von allen anderen Parteien?

Wir sind die linke Volkspartei, die die Interessen aller Menschen in unserer Gesellschaft im Blick hat und dadurch Zusammenhalt schafft. Wir sind die einzige Partei, die Politik für wirklich alle macht.

Was läuft heute gut in der SPD, was weniger?

Gut läuft, dass wir von Anfang an der Motor der Regierung waren und sind. Wir haben den Mindestlohn, die Rente nach 45 Versicherungsjahren, die Mietpreisbremse und vieles mehr durchgesetzt. Das sind gesellschaftliche Meilensteine. Besser werden muss die SPD in der direkten Ansprache bestimmter Zielgruppen. Das sind vor allem junge Menschen und Frauen.

Gerhard Schröder hat einmal gesagt, der SPD falle es mitunter schwer, dass Wünschbare vom Machbaren zu unterscheiden. Sehen Sie das auch so?

Ich glaube, in dieser Legislaturperiode ist es uns ausgesprochen gut gelungen, beides miteinander zu vereinen. Dieser Koalitionsvertrag ist ausgezeichnet verhandelt worden und trägt eine klare sozialdemokratische Handschrift. Durch das Mitgliedervotum hat er zusätzlich Legitimation bekommen.

Welche Rolle spielen für Sie die Mitglieder der SPD?

Sie sind das Herz der Partei, sie tragen die Partei, um sie geht es. Ich möchte ihnen als Generalsekretärin Wertschätzung entgegenbringen. Und jede Unterstützung für ihre wertvolle Arbeit bieten.

Wie sehen Sie die Aufgabe des „vorwärts“?

Der „vorwärts“ begleitet jedes Parteimitglied. Es ist für mich seit 20 Jahren ein schönes Ritual, wenn der „vorwärts“ kommt und ich ihn lese. Er ist eine Verbindung vom eigenen Ortsverein in den Landesverband und zur Bundespolitik. Der „vorwärts“ ist ein wichtiges Medium der Kommunikation in der SPD. Auch deshalb freue ich mich auf seinen 140. Geburtstag im nächsten Jahr.

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