Freunde und Unterstützer der SPD kamen gestern Abend zahlreich zu einem vorwärts-Empfang in die Düsseldorfer Kunsthalle. Die Sozialdemokraten zeigten sich dabei in Siegerstimmung.
Es ist kurz vor 22 Uhr, da geht Hannelore Kraft auf die Bühne und singt das berühmteste Lied über die bekannteste Stadt der Welt. Frank Sinatras New York, New York entspringt so locker ihren Lippen, dass niemand im Raum nur im geringsten daran zweifelt, dass die SPD-Spitzenkandidatin die kommende Landtagswahl in NRW gewinnt.
Der Applaus im Düsseldorfer Kunstpalast gestern Abend gehört der sichtlich entspannten Hannelore, die meisten im Raum duzen sie. Alex, der junge Wahlkampfhelfer aus Köln findet so einen Auftritt genau richtig: „Die SPD isst zwar Currywurst, aber sie kann noch viel mehr.“
Wer wie Hannelore Kraft so eine ganz natürliche Nähe zur Basis hat, der kann im Wahlkampf Menschen mobilisieren, daran glauben die meisten hier im Raum nach diesem Auftritt. Der Vorwärts-Verlag hatte Gäste aus Politik, Kultur und Medien in den Düsseldorfer Kunstpalast geladen, um Hannelore Kraft in ihrem Wahlkampf zu unterstützen.
Sogar Rheinländer und Westfalen verstehen sich
Die Gäste kamen aus dem ganzen Land. Rheinländer und Westfalen schienen sich gut zu verstehen. Bussi links, Bussi rechts. Hauptthema war natürlich die kommende Landtagswahl und die Frage, ob es die FDP mit Christian Lindner schaffen könnte oder nicht? Es gab Zweifler, aber auch welche, die sich die FDP mit 5 Prozent im Landtag wünschen, viel lieber als andere Parteien, die man nicht so verlässlich einschätzen kann.
Bei Fleischpflanzerl, Saiblingsfilet und Currywurst ließ es sich gut plaudern. Wer nicht über Politik reden wollte, der konnte in der ersten Etage das Fußballduell zwischen Bayern und Real Madrid verfolgen. Doch nur wenige machten das. Den meisten gefiel es unten beim Empfang besser.
Vorwärts-Chefredakteur Uwe Knüpfer fände es gut, wenn NRW demnächst wieder eine Frau als Regierungschefin hat: „Historisch gesehen hat es dem Land gut getan, wenn Frauen regiert haben.“ Hannelore Kraft, die direkt aus dem Eins-Live-Wahlcheck von Köln kam, spricht in ihrer kurzen Rede von ihrer 20-monatigen Regierungszeit, in der „alles, was wir versprochen haben, auch gehalten wurde“. Vor Ort beim Wahlkampf auf der Straße erzählt sie, gebe es eine Menge Zuspruch. Und da Rot-Grün mit den zwei Frauen an der Spitze (damit meint sie sich und ihre grüne Stellvertreterin Sylvia Löhrmann) gut geklappt hat, würde sie gerne so weiter regieren. Ein klare Ansage an Rot-Grün.
Mehr Beachtung für die freie Szene
Sorgen mache sich Kraft über die neuen politischen Mitbewerber und meint damit die Piraten, denen in NRW gute Chancen eingeräumt werden, in den neuen Landtag zu ziehen. Zum einen sei es spannend, sich mit neuen Inhalten auseinanderzusetzen, aber andererseits warnt sie davor: „Der Schutz des geistigen Eigentums muss geschützt bleiben, das will die SPD“. Ob das die Piraten auch wollen? Wieder gibt es Applaus.
Und dann erwähnt Hannelore Kraft noch die Kultur, die ihr so wichtig ist und sie möchte gerne, dass die freie Szene im Land mehr Beachtung bekommt: „Wir dürfen nicht tatenlos zusehen, dass die Filmszene nach Berlin abwandert, das ist ein wichtiger Teil Nordrhein-Westfalens.“
Es sind viele in den Kunstpalast gekommen, darunter der Kino-Regisseur Sönke Wortmann, Dieter Gorny von der Filmstiftung NRW, Schauspielerin Mariele Millowitsch und ZDF-Detektiv Wilsberg alias Leonard Lansink, die das gerne hören. Auch die Band, die spielt. Das Vater-Sohn-Duo Zeitsprung aus Paderborn. Hannelore Kraft hatte die beiden Sänger erst diese Woche entdeckt und gleich für den Vorwärts-Empfang gebucht.
Gekämpft wird bis zum Schluss
Während die einen bei Bier und Wein über Netzpolitik diskutieren, erzählt ein anderer, dass Hannelore Kraft am 6. Mai noch einen spektakulären Auftritt haben werde. In Oberhausen-Schmachtendorf. Morgens würde sie im Chor mitsingen. Den Titel „Keiner schöner Land“ habe sie sich ausgesucht. Nachmittags sitze sie dann beim Festumzug zum 250-jährigen Bestehen des Ortsteils in einer Kutsche und würde zwei Stunden lang wie die holländische Königin ihr Volk grüßen.
Sie ist eben eine Kandidatin zum Anfassen. Umfragen sagen bisher, dass es für Rot-Grün in NRW reichen wird. Doch Hannelore Kraft will nicht, dass ihre Genossen schon jetzt die Hände in den Schoß legen. Das sei ihr zu unheimlich. Gekämpft würde bis zum Schluss. Und bloß nicht vergessen, am 13. Mai wählen, ganz wichtig.
Stephanie Hajdamowicz studierte Politische Wissenschaften, Soziologie und Soziale Arbeit und Erziehung an der Universität Duisburg-Essen. Sie volontierte anschließend bei der Neuen Ruhr/Neuen Rhein Zeitung in Essen und hat dort viele Jahre als Tageszeitungsredakteurin in Düsseldorf, Essen und Berlin gearbeitet. Anschließend war sie Pressesprecherin des Landtags NRW. Seit 2007 berichtet sie als Fernsehjournalistin für den WDR. Für vorwärts.de arbeitet sie als freie Journalistin. Ihre Schwerpunkte sind aktuelle Politik- und Wirtschaftsthemen.