Das Betriebswirtschafts-Studium schließt Bettina König 2003 ab. Dann beginnt die mühselige Suche nach einem Job. Praktika gibt es reichlich, viel Arbeit für wenig Geld. Eine Stelle mit entsprechender Bezahlung ist nicht in Sicht. Ein Problem, mit dem die damals 25-Jährige nicht alleine ist. Und eine Situation, die sie und ihre Freunde nicht hinnehmen wollten.
"Also haben wir unsere Geschicke in die eigenen Hände genommen", erinnert sie sich an die Gründung des Vereins " fairwork" - eine Art Interessenvertretung für Hochschul-Absolventen. "Denn es war und ist als Uni-Abgänger nicht leicht, einen Job zu fairen Bedingungen zu finden und den ewig angebotenen unbezahlten Praktika abzusagen."
König und ihre Mitstreiter lenkten die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Probleme der "Generation Praktikum", als es die Bezeichnung noch gar nicht gab. Ihr Ziel: Politiker sollten sie dabei unterstützen, die Situation der Berufsanfänger zu verbessern. Offene Ohren für ihr Anliegen hatten nur SPD und Grüne, erinnert sich König. Das habe sie den Sozialdemokraten näher gebracht: "Ich hatte das Gefühl, etwas bewegen zu können", sagt sie. Die Tochter eines Juristen und einer Krankengymnastin erzählt von ihrem "SPD-geprägten Elternhaus" in Berlin. Politische Themen seien stets offen diskutiert worden. "Die Werte Solidarität und soziale Gesellschaft sind mir sehr wichtig", sagt König.
Auf die Mischung kommt es an
Das ist wohl der Grund, warum sie sich weiterhin für "fairwork" engagiert. Obwohl sie inzwischen einen Job hat, besser gesagt zwei. In Teilzeit arbeitet sie beim Deutschen Roten Kreuz und bei der Reinickendorfer SPD-Fraktion. Und dann ist da noch ihre 3-jährige Tochter Felicia. Die war noch nicht geboren als Bettina König in die SPD eintrat.
Das war 2007 und hat folgende Vorgeschichte: Jeden Samstag läuft König morgens beim Brötchenholen in der Reinickendorfer Residenzstraße am SPD-Infostand vorbei. "So um elf", sagt sie und lacht: "Damals hatte ich ja noch kein Kind." Mit der Brötchentüte in der Hand kommt sie mit den Genossen ins Gespräch. Mitten in ihrem heutigen Wahlkreis wird sie sozusagen rekrutiert. "Ich hatte schon länger überlegt, in die SPD einzutreten, die Gespräche am Infostand gaben den letzten Ausschlag", erzählt König.
Es dauert nicht lange und sie ist Teil des Vorstands ihrer Abteilung. "Ich hatte mich entschieden, Mitglied zu werden und wollte was tun." Dann kommt die Bundestagswahl 2009, die große Wahlschlappe für die SPD. Und König denkt darüber nach, fürs Berliner Abgeordnetenhaus zu kandidieren. Denn die Sozialdemokraten hatten besonders stark bei jungen Menschen und bei Frauen verloren. Die möchte König wieder ansprechen. "Politiker sollen einen Querschnitt der Gesellschaft repräsentieren", sagt sie und plädiert für eine gute "Durchmischung".
Verschiedene Menschen sorgten schließlich dafür, dass die politische Debatte vielfältiger werde. "Es ist schade, dass in SPD-Spitzenämtern so wenig Frauen sind", sagt sie. Doch das schreckt sie nicht ab. Und dass Andrea Nahles jetzt ein Kind hat, freut sie. So könne die Generalsekretärin nun besser nachvollziehen, dass die Parteiarbeit mit ihren unzähligen Abendterminen nicht so einfach mit einer Familie in Einklang zu bringen ist.
Sie möchte Dinge verändern
Im Moment ist Bettina Königs Mann häufig allein mit der gemeinsamen Tochter im Norden Berlins, wo die junge Familie lebt. Denn in Wahlkampfzeiten gibt es besonders viele Termine, auf die sich die Newcomerin intensiv vorbereitet. Sie liest sich in Themen ein, besucht viele Einrichtungen. "Ich möchte den Leuten zeigen, dass ich mich für sie interessiere und einsetze." Arbeit und Soziales sind ihre Bereiche. Da spiele so viel hinein, sagt sie und spricht von Gerechtigkeit, von Bildung und Migration.
Sie berichtet von der Kinderarmut in ihrem Wahlkreis, von Familienförderung und Sozialarbeit an Schulen. Schon ist sie wieder bei den jungen Menschen. Für die habe sich der Arbeitsmarkt enorm verändert. Das sei ein bundespolitisches Thema. Ein Wichtiges. Bettina König möchte Dinge verändern. Auf ihrer Seite im Internet zitiert sie Erich Kästner: "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern!"
Goetz Schleser
ist Redakteurin, die für den „vorwärts“ über Kultur berichtet.