„Zeit zum Leben – Zeit zum Arbeiten“, unter diesem Motto fand am Wochenende die Bundeskonferenz der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) in Karlsruhe statt. Ein Schwerpunkt war die Frage, wie eine andere (Arbeits-)Zeitpolitik zu mehr Vereinbarkeit und mehr Entlastung führen kann?
Im Mittelpunkt standen deshalb die Forderung der Weiterentwicklung des Elterngeldes hin zur Einführung der Familienarbeitszeit, sowie die Forderung nach mehr Partnerschaftlichkeit, sei es in Arbeit, Pflege oder Hausarbeit. Denn wir wissen alle: echte Gleichstellung ist noch nicht erreicht, deshalb müssen wir weiter für gesellschaftliche Veränderung kämpfen. Diese geht nur sehr langsam voran – aber es geht, insbesondere mit einer Ministerin, die sich endlich wieder für Frauen einsetzt. Was wir dazu brauchen? Unter anderem neue Gesetze. Denn sie sind die Grundlage und der Angriffspunkt für politische Gestaltung, deshalb müssen wir diese kreativ nutzen.
Zwei Väter-Monate reichen nicht
Für mich steht außer Frage, dass mehr Partnerschaftlichkeit nicht nur wünschenswert, sondern endlich angebracht ist. Beispielhaft dafür ist das „Elterngeld“. Seit es zusätzlich Geld gibt, wenn Männer auch daheim bleiben, gibt es einen Run auf die „Vätermonate“. Das ist sehr begrüßenswert - doch echte Partnerschaftlichkeit sieht anders aus. Zwei Väter-Monate sind nicht genug.
Es gibt tausend gute und weniger gute Gründe, warum nach wie vor Frauen diejenigen sind, die lange daheim bleiben, während Männer nur eine kurze Zeit aussetzen: Es ist gesellschaftlich weniger akzeptiert oder die Arbeitgeber machen Druck. Teilweise wollen Frauen gerne lange zuhause bleiben oder aber sie müssen, da die Männer einfach keine Lust haben, das Büro gegen den Wickeltisch zu tauschen. Für mich steht fest, dass tatsächliche Partnerschaftlichkeit Halbe-Halbe heißt. Wenn es notwendig ist, um ein Umdenken und gesellschaftlichen Wandel anzustoßen, dann auch verpflichtend. Gleiches Glück für beide – gleiches „Karriere-Risiko“ für beide.
Aufbruch beim Thema Arbeitszeitverkürzung
Und ich bin ein Fan der Familienarbeitszeit. Ich fände es schön, wenn Paare sich gemeinsam mehr Zeit nehmen könnten für ihren Nachwuchs und dafür ihre Arbeitszeit verkürzen könnten. Die Einführung der Familienarbeitszeit kann aber nur ein erster Schritt sein. „Zeit zum Leben“ darf nicht nur unter dem Stichwort „Familiengründung“ diskutiert werden. Zeit zum Leben bedeutet für mich auch: Zeit für ehrenamtliches Engagement, Zeit für politische Arbeit, Zeit für Sport, Freiraum für Weiterbildung und vieles mehr.
Die Lebensentwürfe sind heute zu vielfältig. Alleinerziehende, Kinderlose, Klein- und Großfamilien, wie auch immer Leute ihr Leben leben wollen, alle müssen in unsere Überlegungen miteinbezogen werden. Ich wünsche mir deshalb einen Aufbruch. Ich finde, wir müssen das Thema Arbeitszeitverkürzung wieder grundsätzlich auf die politische Agenda setzen.