Parteileben

Er verdient unseren großen Respekt

von Dirk Niebel · 11. Februar 2009
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Zweifellos war das Ansehen Friedrich Eberts zu Lebzeiten und auch postum im liberalen Bürgertum höher als in der Arbeiterbewegung und ihrem Umfeld. Die Gründe liegen auf der Hand: Ebert hat da, wo entscheidende Weichenstellungen in seiner Hand lagen, diese so auszurichten versucht, dass sie zuallererst die Freiheit der Deutschen sicherten.

Nicht von ungefähr erklärte er in seiner Antrittsrede als Reichspräsident im Reichstag: "Die Freiheit kann sich nur in fester staatlicher Ordnung gestalten. Sie zu schützen und wiederherzustellen, wo sie angetastet wird, ist das erste Gebot derer, die sie lieben. Jede Gewaltherrschaft, von wem sie auch komme, werden wir bekämpfen bis zum Äußersten." Das Protokoll verzeichnet an diese Stelle mehrfach "lebhaften Beifall" sowie "Unruhe bei den Unabhängigen Sozialdemokraten".

Der linke Flügel der Arbeiterbewegung konnte auch keineswegs mit Ebert zufrieden sein, denn dieser hatte durch seine Politik im November und Dezember 1918 dafür gesorgt, dass die Entscheidung über die deutsche Zukunft einer demokratisch gewählten Nationalversammlung zufiel. Es war klar, dass damit der Weg hin zu einem Sowjet-Deutschland verbaut wurde.

Ebert hatte obendrein mit Hugo Preuß einen bürgerlich-liberalen Wissenschaftler beauftragt, den Entwurf der Verfassung für die deutsche Republik zu liefern und dadurch deutlich gemacht, dass er auf ein Bündnis von Sozialde-mokratie und liberalem Bürgertum und eben nicht auf einen Alleingang der Sozialisten aller Couleur setzte. Das hat den Deutschen vermutlich eine wirklichen Bürgerkrieg wie in Russland erspart. Zum Dank wählten ihn große Teile der bürgerlichen Abgeordneten zweimal - 1919 und 1922 - mit zum Reichspräsidenten.

Die Linksliberalen hatten übrigens schon früher Eberts Talent erkannt; mit ihrer Hilfe hatte er schon 1912 erstmals ein Reichstagsmandat gewonnen. 1923 erwies sich Eberts großes Gespür für eine freiheitssichernde Politik zum dritten Mal, indem er den nicht unumstrittenen Gustav Stresemann zum Reichskanzler berief und dieser innerhalb weniger Wochen die Republik gegen schwere Anfeindungen von links und rechts - vorerst - stabilisierte. Als die SPD dann aus parteitaktischen Gründen den liberalen Kanzler stürzte, ging Ebert mit seiner eigenen Partei scharf ins Gericht. Immerhin bewirkte er indirekt, dass der spätere Friedensnobelpreisträger Gustav Stresemann in der Außenpolitik seinen Weg weiter verfolgen konnte.

Als Friedrich Ebert Anfang 1925 überraschend starb, war die Bestürzung im liberalen Lager groß. Gustav Stresemann verteidigte ihn in seinem Nachruf gegen die infamen Anfeindungen selbst ernannter "Patrioten": Ebert sei eine "durch und durch vaterländische Natur gewesen", der über den Parteien stehend "zum Besten seines Landes beitragen" gewollt habe. Theodor Heuss sah den Ursprung der politischen Leistung von Ebert u. a. darin, dass dieser "die gelassenere Weltbetrachtung des süddeutsch-badischen Wesens nie verlor".

Auch aus heutiger Sicht wird man festhalten, dass der Heidelberger Schneidersohn weit über seine politischen Gefährten und Gegner hinausragte und sich nicht nur um Deutschland, sondern gerade auch um die Freiheit in diesem Land verdient gemacht hat.

Dirk Niebel ist Generalsekretär der FDP

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