vorwärts.de: Ist der gegenwärtige Veränderungsprozess der SPD eine Chance für junge Leute, sich mehr einzubringen?
Franziska Drohsel: Es ist auf jeden Fall eine Möglichkeit, Ideen einzubringen. Auch wenn die derzeitige Situation vielleicht etwas enttäuschend ist, bietet sie für junge Menschen doch die
Gelegenheit, mitzubestimmen. Es gibt derzeit eine große Offenheit in der Partei und deshalb auch mehr Chancen, Vorschläge einzubringen und etwas zu verändern.
Wie kann denn die Partei wieder mehr junge Leute zur Mitarbeit motivieren?
In erster Linie muss die SPD eine Politik machen, die auch im Interesse der jungen Leute ist. Das heißt, für mehr Chancengleichheit kämpfen und für eine moderne Familienpolitik. Auch die
Frage, wie wir die Arbeitswelt gerechter gestalten können, gehört dazu. Aber natürlich müssen wir uns auch über die Art und Weise, wie wir Politik miteinander machen, unterhalten und die Kultur
unserer Partei so verändern, dass es auch jungen Leuten Spaß macht, bei uns mitzumachen.
Was würde denn junge Leute mehr ansprechen?
Ich glaube, der Weg ist, etwas Konkretes miteinander zu machen, etwas gemeinsam zu verändern. Es ist besser, aktions- oder auch projektorientiert zu arbeiten. Gemeinsam etwas zu planen, es
umzusetzen und dann zu überlegen, was es gebracht hat, was man anders machen kann. Das ist spannender, als das Gefühl zu haben, irgendwo nutzlos im Hinterzimmer zu sitzen.
Wird die SPD demokratischer?
Mein Eindruck ist, dass es den Willen dazu gibt. Man will hören, wie es an der Basis aussieht und die Probleme der SPD auch wahrnehmen. Positiv ist auch, dass der Erneuerungsprozess jetzt
nicht in ein paar Wochen abgehandelt wird, sondern dass es über Monate die Möglichkeit gibt, sich als Gesamtpartei auf etwas Gemeinsames zu verständigen. Schließlich haben wir als Delegierte aber
auch die Aufgabe, dies auf dem Parteitag einzufordern und durchzusetzen.
Interview: Vera Rosigkeit
hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.