Parteileben

Deshalb ist „Bond-Bösewicht“ Clemens Schick jetzt in der SPD

Gewählt hat er die SPD schon immer. Jetzt ist Clemens Schick auch Mitglied geworden. Im Interview mit vorwärts.de spricht der Schauspieler über seine Beweggründe, das Besondere am Ortsverein und die Gefahren von Rechts.
von Kai Doering · 20. September 2016
Schauspieler Clemens Schick mit seinem SPD-Parteibuch
Schauspieler Clemens Schick mit seinem SPD-Parteibuch

Vor einem Monat sind sie in die SPD eingetreten. Wie haben Sie die ersten Wochen erlebt?

Es gibt ja verschiedene Entscheidungen im Leben, bei denen man vorher nicht weiß, wie sie sich danach anfühlen werden. Mein Entschluss, in die SPD einzutreten, war so eine Entscheidung. Nach einem Monat kann ich aber sicher sagen: Es fühlt sich gut und richtig an, SPD-Mitglied zu sein.

Gibt es etwas, das Sie so nicht erwartet haben?

Ja, das gibt es tatsächlich. In einer Partei kommen ja Menschen aus den unterschiedlichsten Lebensbereichen zusammen. Dadurch, dass ich nun SPD-Mitglied bin und das auch lebe, treffe ich Menschen, mit denen ich früher nicht zu tun hatte, und bekomme ganz neue Einblicke. Damit hätte ich so vorher nicht gerechnet, sehe das aber als einen besonderen Wert der Mitgliedschaft.

Waren Sie denn schon beim Treffen des Ortsvereins – oder der Abteilung, wie es ja in Berlin heißt?

Nein, das war ich noch nicht – was aber daran liegt, dass sich die Abteilung im Sommer nicht regulär getroffen hat. Es tobt ja auch noch der Wahlkampf. Erste Kontakte mit Mitgliedern hatte ich aber bereits. Ich habe auch schon länger mit der Vorsitzenden gesprochen und wir haben gemeinsam überlegt, wie ich die Abteilung  konkret unterstützen kann.

Wird man Sie denn dann künftig auch am SPD-Infostand sehen?

Das hoffe ich doch. Als Schauspieler bin ich zwar drei Viertel des Jahres unterwegs. Regelmäßiges Engagement ist deshalb schwierig. Aber wenn ich in Berlin bin, werde ich auf jeden Fall zu den Abteilungssitzungen kommen und auch am SPD-Stand stehen. Ein Dasein als Karteileiche kommt für mich nicht infrage. Ich möchte die Parteimitgliedschaft leben – schon allein, um mitreden zu können.

Warum sind Sie gerade jetzt in die SPD eingetreten?

Gewählt habe ich die SPD seit ich wählen darf – häufig in der Konstellation rot-grün. Die politische Nähe ist also schon lange da. Den Ausschlag, jetzt in die SPD einzutreten, hat das Gefühl gegeben, dass sich in unserer Gesellschaft gerade etwas zum Schlechten entwickelt. Wir erleben eine Polarisierung mit populistischen Parolen von rechts. In dieser Situation fand ich es richtig, klar Position zu beziehen und Farbe zu bekennen.

Dafür gibt es ja viele Möglichkeiten, auch abseits von Parteien.

Das ist richtig und aus meiner Sicht auch ein Problem. Natürlich ist gesellschaftliches Engagement in jeder Form gut, aber die Bindung an Parteien ist ganz wichtig für das Bestehen unseres politischen Systems. Gerade vor dem Hintergrund, dass populistische Bewegungen zurzeit sehr viel Zulauf haben, ist es umso wichtiger, sich in pluralistisch gesinnten Parteien zu organisieren und sie zu unterstützen.

Wie groß schätzen Sie die Gefahr von AfD, Pegida und Co. ein?

Die Gefahr geht zum einen von den Äußerungen der genannten Gruppen selbst aus, zum anderen aber auch von den Reaktionen der Parteien darauf. Ich vermisse eine gewisse Besonnenheit im Umgang mit populistischen Parolen. Wir müssen höllisch aufpassen, dass wir uns nicht vom Populismus bestimmter Leute anstecken lassen und selbst zu Populisten werden. Warum treten wir nicht einfach selbstbewusst auf und sagen: Wir sind eine starke Gesellschaft mit stabilen Werten, die wir uns von anderen nicht zerreden lassen.

Früher haben sich deutlich mehr Künstler offen zu ihrer Parteimitgliedschaft bekannt. Warum fällt das heute vielen so schwer?

Ich denke, die Künstler spiegeln da eine allgemeine Entwicklung in der Gesellschaft wieder. Parteipolitisches Engagement ist ja im Moment generell nicht so angesagt. Trotzdem würde ich nicht schwarzmalen. Es gibt ja durchaus Künstler, die sich politisch engagieren, gerade in der SPD. Ich denke da etwa an die Präsidentin der deutschen Filmakademie Iris Berben, die ihre Auftritte eigentlich immer nutzt, um Punkte, die gesellschaftspolitisch relevant sind, anzusprechen. Oder Klaas Heufer-Umlauf und Joko Winterscheid. Allerdings könnten es tatsächlich noch ein paar mehr sein. Ich bin aber recht optimistisch, dass es dazu auch kommen wird, weil den Menschen langsam klar wird, dass es die Zeit ist, Position zu beziehen.

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Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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