Der Kandidat für den stellvertretenden Parteivorsitz gibt ein Beispiel: "Es war nicht zu vermitteln, dass jemand, der 30 Jahre in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt hat, genauso viel
bekommt wie jemand, der nur drei Jahre eingezahlt hat."
Wird Wowereit zum SPD-Vize gewählt, ist es ihm "wichtig, dass wir in der Parteiführung unterschiedliche Positionen zusammen bringen und die Kräfte in einem Team bündeln". Zudem versteht
er sich als Sprachrohr der Städte in der Parteispitze. "Kommunalpolitiker sind das Fundament unserer Partei und haben viel zur Erneuerung beizutragen." So spüre man in den Städten, dass junge
Beschäftigte in der Kreativwirtschaft manchmal andere Antworten wollten als klassische Industriearbeitnehmer.
Seit 2001 ist der Jurist Wowereit Regierender Bürgermeister von Berlin. Unter seiner Führung wurde die SPD erstmals seit 1974 wieder stärkste Partei im Landesparlament. Der Chef eines
rot-roten Senates plädiert dafür, "auch auf der Bundesebene die Linkspartei wie andere Parteien zu behandeln. Sie muss sich nach ihren Inhalten beurteilen lassen."
Wowereit sieht die SPD als Volkspartei. "Denn wir wollen für die gesamte Gesellschaft Verantwortung tragen, nicht nur für eine bestimmte Klientel." Der erfahrene Wahlkämpfer will "dabei
auch Emotionen ansprechen, gerade wenn es um die Abwehr neoliberaler Politik geht". Das hat er in Berlin in zwei Volksabstimmungen gezeigt. Dabei setzte er die politische Linie der SPD - für die
Schließung des Flughafens Tempelhof und für das Pflichtfach Ethik - durch: gegen den geballten Widerstand von Opposition, Wirtschaft, Kirchen und Springer-Presse.
Für Klaus Wowereit sollte "Glaubwürdigkeit beim Einsatz für soziale Gerechtigkeit im Zentrum" sozialdemokratischer Politik stehen. "Daneben müssen Liberalität, Weltoffenheit und kulturelle
Vielfalt hervorgehoben werden", sagt Wowereit. "Wir müssen deutlicher machen, dass die SPD alle Lebensentwürfe respektiert und Selbstbestimmung fördert. Das nenne ich links, und dazu stehe ich."
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