Parteileben

Daniel Sturm schaut in die Zukunft der SPD

von Julia Stahl · 23. Januar 2009
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Der Saal ist bis zum letzten Platz belegt. Die Frage nach der Zukunft der SPD interessiert die Hauptstadtjournalisten. Daniel Sturm präsentiert sein neues Buch. Seine These: Die Sozialdemokraten wollen gar nicht regieren, viel wohler fühlen sie sich in der Opposition. An dieser Stelle protestiert Gabriel das erste Mal an diesem Vormittag. Es gehe seiner Partei nicht um Macht um ihrer selbst willen. "Die SPD macht keinen engagierten Wahlkampf, nur um an die Tröge zu kommen." Und die Regierungsverantwortung anzustreben, nur um die CDU zu verhindern, sei ebenfalls keine Motivation. "Wir sind kein Kanzlerwahlverein."

Apokalyptische Aussagen
Sturm entwirft drei Szenarien für das Superwahljahr 2009 und die Legislaturperioden danach. In einer Variante bleibt SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier Außenminister und die Große Koalition mit Kanzlerin Angela Merkel geht in die zweite Runde. Gleichzeitig brodelt es immer mehr in der SPD. Dies führt schließlich zur vorzeitigen Auflösung des Regierungsbündnisses. Gemeinsam mit Linken und Grünen stürzt die SPD Merkel und wählt Gabriel zum Kanzler. Bei der Wahl 2013 stürzt die SPD stürzt auf ein historisches Tief ab.

In einer zweiten Spielart lässt der Autor Angela Merkel von einem Jamaika-Bündnis aus Union, FDP und Grünen zur Kanzlerin wählen. Die SPD in der Opposition nähert sich der Linken an und vereinigt sich mit ihr. In dieser Konstellation bleibt die SPD 2013 in der Opposition.

In seiner für die Sozialdemokraten positivsten Variante beschreibt Daniel Sturm die SPD als stärkste Partei in der Regierung. Demnach führt Steinmeier als Kanzler eine Ampel, die so erfolgreich ist, dass sie 2013 wiedergewählt wird.

"Politische Science-Fiction"
Auch hier kann Gabriel dem Autor nicht zustimmen
und verweist alle drei Szenarien in den Bereich der
"politischen Science-Fiction". Sturms Buch bezeichnet er
vielmehr als Entwurf eines "Röntgenbildes der SPD", also
eine Beschreibung der Entwicklung in der Partei. Man
könne anhand dieses Röntgenbilds Schlüsse für die
Zukunft ziehen. "Wir haben eine Riesenchance zu
gewinnen, wenn wir den Menschen vermitteln können,
dass die SPD die Antworten auf die Herausforderungen
der Finanz- und Wirtschaftskrise hat." Bis zum Herbst
bleibt noch viel zu tun.

Sturm, Daniel Friedrich: Wohin geht die SPD?, München:
Deutscher Taschenbuch Verlag, 2009, 479 Seiten, ISBN
978-3-423-24709-2, 16,90 Euro

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