Der Tag in Nürnberg vergangenes Wochenende begann mit geistlichen Worten eines katholischen Prälaten. Schon die waren wohl gewählt und dürften Seehofer alles andere als gefallen haben. Der Seelsorger begann den Parteitag mit einem Zitat aus dem ersten Buch Mose: "In jener Nacht stand Jakob auf und nahm seine beiden Frauen…" Dies führte nach übereinstimmenden Angaben zu erheblicher Erheiterung der Delegierten. Da war das Doppelleben des Parteivorsitzenden wieder in den Köpfen der Delegierten.
"Inszenierte Demut ist Buhlen um Popularität"
Und es ging nicht viel besser weiter für Horst Seehofer. Auch der evangelische Glaubensvertreter wetterte gegen ihn: "Inszenierte Demut ist bekanntlich eine besondere Form des Buhlens um Popularität", sagte er und verwässerte damit wohl ungewollt die nachfolgende Büßergeste des Bayerischen Ministerpräsidenten vor seinen Parteifreunden.
Denn Seehofer musste wohl ein schlechtes Abschneiden bei der Wahl zum Vorsitzenden befürchtet haben und versuchte ein wenig Abbitte zu leisten. Doch das Wahlergebnis viel dennoch schlecht aus. Die Parteitagsregie verkündete 88,1 Prozent für Horst Seehofer. Noch vor einem Jahr kürte ihn der Parteitag mit 90,3 Prozent zum Nachfolger von Edmund Stoiber. Hastig wird für die Presse nachgeschoben, dass Theo Waigel mit 85,3 Prozent ein noch schlechteres Ergebnis auf einem CSU Parteitag gehabt hätte.
CSU schönte Wahlergebnis auf 85 Prozent
Doch die CSU Führung hatte das Wahlergebnis von Horst Seehofer geschönt. Denn die verkündeten 88,1 Prozent basierten nur auf dem Stimmenverhältnis von Ja-Stimmen zu den abgegebenen gültigen Stimmen. Dass Delegiert auch ungültige Stimmzettel abgegeben haben, wurde bei der Ergebnisermittlung schlicht unterschlagen. Und so erreicht Horst Seehofer statt der 88,1 Prozent nach korrekter Rechnung lediglich 85 Prozent Zustimmung von seinen Parteifreunden. Damit liegt er noch hinter dem Wahlergebnis von Theo Waigel. Horst Seehofer hat das schlechteste Wahlergebnis für einen CSU Vorsitzenden ohne Gegenkandidaten aller Zeiten eingefahren.