Inland

Krajewski: "Markt braucht Leitplanken und klare Spielregeln"

von Vera Rosigkeit · 24. Juli 2013

"Unser Land wird unter Wert regiert", sagt die Volkswirtin Christiane Krajewski, Mitglied für Wirtschaft im Kompetenzteam von Peer Steinbrück. Die schwarz-gelbe Regierung habe die Sonnentage genutzt und sei nun dabei, die Substanz zu verprassen. 

Die Infrastruktur verfällt, das Wirtschaftswachstum schwächt sich ab und die Anzahl deutscher Exporte sinkt. Für die ehemalige saarländische Finanzministerin Christiane Krajewki Grund genug, um Schwerpunkte für eine sozialdemokratische Wirtschaftspolitik zu formulieren. Und die beginnen mit der Forderung nach einer Wiederbelebung der sozialen Marktwirtschaft, auch in Europa. Der Mangel an europäischem Profil bei der derzeitigen Regierung sei erschreckend, erklärt sie am Mittwoch im Berliner Willy-Brandt-Haus.

Investitionen seien notwendig, so Krajewski. Neben dem Ausbau der Infrastruktur im Bereich Energiewende, Verkehr und Breitbandausbau sollen jährlich bis zu 20 Milliarden Euro mehr in Bildung und Wissenschaft  fließen. Prioritäten setzt Krajewski auch auf dem Arbeitsmarkt. Mit Blick auf den bevorstehenden Fachkräftemangel nennt sie vier Zielgruppen, die besonders gefördert werden sollen. Dazu zählen ältere Arbeitslose, die beispielsweise durch einen Eingliederungszuschuss mehr Unterstützung erfahren sollen, während jüngere mit einem Sofortprogramm das Recht auf eine zweite Chance erhalten sollen. Mit einem gezielten Ausbau der Pflegestrukturen will die Volkswirtin sich dem Zukunftsthema Vereinbarkeit von Pflege und Beruf zuwenden, denn das „Familienpflegezeitmodell der Regierung ist gefloppt“, erklärt sie und fordert das Recht auf Rückkehr in den Vollzeit-Job sowie flexible Pflegezeiten mit Lohnersatzleistungen. Aber auch die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse steht auf ihrer Agenda.

Da die Bilanz im Bereich der Existenzgründungen ebenfalls rückläufig ist, möchte Krajewski Innovationen und Existenzgründungen fördern und hier insbesondere Frauen nach vorne bringen. Nur ein Drittel der Existenzgründungen in Deutschland werden von Frauen getätigt, viele als Nebenerwerb. Doch häufiger als Männer würden Frauen ihre Gründungen im Bereich persönlicher Dienstleistungen vornehmen, der angesichts der demografischen Entwicklung besonders wichtig sei, so Krajewski.

Sie stehe für einen Markt mit Leitplanken, antwortet Krajewski auf die Frage, ob sie eher marktorientiert denke. Neben den Leitplanken brauche es Spielregeln, die durch die Politik gesetzt werden, fügt sie hinzu. 

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Vera Rosigkeit

hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.

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