Meinung

Weltraum-Papier: Warum die SPD-Fraktion nach den Sternen greift

Die SPD-Bundestagsfraktion hat ein Positionspapier zu Deutschlands Rolle im Weltraum verabschiedet. Darin bezieht sie Positionen, die der Bedeutung des Weltraums im Jahr 2023 gerecht werden – mit Auswirkungen auch auf die Erde.
von Sebastian Roloff · 25. April 2023
Internationale Raumstation ISS: Weltraumforschung ist angewandte Zukunftsforschung.
Internationale Raumstation ISS: Weltraumforschung ist angewandte Zukunftsforschung.

Raumfahrt fasziniert Menschen weltweit. Die Internationale Raumstation ISS, die ESA-Mission zum Jupiter und faszinierende Bilder vom James-Webb-Teleskop sind nur möglich, weil deutsche und europäische Technik ihren Beitrag leisten. Die Weltrauminfrastruktur, mit ihren Bodenstationen, Satelliten und der Datenverbindung dazwischen, sind das Rückgrat unserer modernen Informationsgesellschaft. Eine Störung dieser Infrastruktur hat Auswirkungen auf deutsche Windparks oder den Warenverkehr. Satelliteninfrastruktur leistet darüber hinaus wichtige Funktionen für den Umwelt- und Klimaschutz.

Deutschland muss souverän im Weltraum agieren können

Wegen der großen Bedeutung setzt sich die SPD-Bundestagsfraktion dafür ein, dass hoheitlich genutzte Weltrauminfrastruktur als die kritische Infrastruktur anerkannt wird, die sie faktisch ist. Besondere Sicherheitsmaßnahmen sind für die Menschen und das Material notwendig, die in diesem Bereich eingesetzt werden. Gleichzeitig muss Deutschland in Zusammenarbeit mit unseren Partner*innen souverän im Weltraum agieren können. Der Zugang zum Weltraum und die nötige Infrastruktur müssen so vorgehalten werden, dass Ausfälle schnell kompensiert werden können.

Die SPD-Bundestagsfraktion hält in ihrem Positionspapier die besondere Bedeutung des starken Engagements in der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) und der EU-Raumfahrtpolitik fest und setzt darauf, dass die Koordinierung der Deutschen Weltraumpolitik weiter verbessert wird. Perspektivisch sollte eine Stabsstelle im Kanzleramt geschaffen werden, die für die Gesamtkoordinierung dieses wichtigen Querschnittthemas verantwortlich ist. Die nötigen Mittel für den Bereich Weltraum müssen auch langfristig aufwachsen, gerade weil die Raumfahrt direkten Einfluss auf unseren Wohlstand und unsere Sicherheit hat.

Technologien für den Weltraum auch auf der Erde nutzen

Raumfahrt ist eine Zukunftsindustrie. Investitionen sind dort gut angelegt, denn jeder investierte Euro schafft eine vielfache Wertschöpfung. Deshalb ist eine stärkere Förderung von kleinen und mittelständischen Unternehmen und New Space ebenso wichtig wie Accelerator-Programme und das Auftreten des Staates als Ankerkunde. So generieren wir auf der einen Seite Fähigkeiten im Weltraum, auf der anderen Seite profitieren wir von Spill-Over-Effekten. Damit können Technologien, die ursprünglich für den Weltraum entwickelt wurden, jetzt irdische Probleme lösen (z. B. LED, kabellose Kopfhörer oder Solarzellen) und werden damit zentral für Pharmazie-, Automobilindustrie und viele weitere Bereiche.

Trotz globaler Bemühungen um Zusammenarbeit ist der Weltraum eine umkämpfte Feld. Neben gezielten Angriffen und mutwilliger Zerstörung eigener Satelliten, bedrohen Weltraumschrott, und Umwelteinflüsse, wie z. B. Sonnenstürme die Weltrauminfrastruktur. Gegen diese Gefahren müssen wir uns wappnen. Durch ein möglichst akkurates Lagebild des erdnahen Weltraums und widerstandsfähige Infrastruktur stärken wir die Sicherheit unserer Satelliten und die Satelliten befreundeter Staaten. Ein weiterer Ausbau der Fähigkeiten und des Personals der Bundeswehr und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt ist in diesem Bereich bereits vorgesehen.

Weltraumforschung ist angewandte Zukunftsforschung

Die Anzahl der Satelliten steigt stetig. Sowohl staatliche als auch private Anbieter*innen vergrößern ihre Satellitenkonstellationen. Weil das Risiko von Kollisionen im Weltraum zunimmt – auch mit Trümmerteilen – wächst die Notwendigkeit für ein Verkehrsmanagement. Dies kann nur mit deutscher Beteiligung auf europäischer Ebene vorangetrieben werden. Im Positionspapier wird daher der Start von IRIS², einem Satellitennetzwerk zur sicheren Kommunikation der EU, begrüßt. Dieses steigert die Souveränität und Unabhängigkeit der europäischen Raumfahrt, von Starlink und anderen Anbietern.

Zuletzt darf die Bedeutung von Satelliten für die Transformation des Verkehrssektors nicht unterschätzt werden. Durch satellitengestützte Navigation werden die klimaneutrale Transformation des Verkehrssektors und Zukunftstechnologien wie autonomes Fahren ermöglicht. Auch der Katastrophenschutz und die Rettung nach Schiffs- oder Flugunfällen können damit erheblich verbessert werden.

Die genannten Aspekte des Positionspapiers eint eines: Ohne Spitzenforschung wäre nichts davon Realität. Weltraumforschung ist angewandte Zukunftsforschung. Deshalb ist es der SPD-Bundestagsfraktion wichtig, hier die nächsten Schritte zu unterstützen. In den Bereichen KI, Quantentechnologie, Cybersicherheit oder auch Optik muss die Bundesrepublik forschende Unternehmen und Hochschulen unterstützen. Enormes Potential birgt der Bereich der Sensorik. Bessere Sensoren an Satelliten helfen, mit besseren Daten über die Erde die Folgen des Klimawandels oder Naturkatastrophen früher vorherzusehen.

Dies ist nur ein Auszug über die wichtigsten Punkte des Positionspapiers „Deutschlands Rolle im Weltraum – Souverän. Exzellent. Resilient.“. Das gesamte Positionspapier gibt es hier.

Autor*in
Sebastian Roloff

ist Mitglied im Wirtschaftsausschuss, MdB seit 2021 für München Süd.

0 Kommentare
Noch keine Kommentare