Warum die SPD die Frauenpartei ist
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„Die Frau muß ökonomisch unabhängig sein, um es körperlich und geistig zu sein, damit sie nicht mehr von der Gnade und dem Wohlwollen des anderen Geschlechtes abhängig ist.“ Der Satz stammt aus dem Jahr 1879. Nein, keine Vorkämpferin der Frauenbewegung hat ihn formuliert, sondern der erste SPD-Vorsitzende August Bebel. Geschrieben in seinem Werk „Die Frau und der Sozialismus“.
Ein Satz, der damals wie heute für die Selbstbestimmung von Frauen gilt. Und Bebels Partei, die optisch eher männerdominierte SPD, hat im Laufe ihrer Geschichte sehr viel für die Selbstbestimmung der Frauen getan: ob passives oder aktives Frauenwahlrecht, die in der Verfassung verankerte Gleichstellung, das Ehe- und Familien- oder das Abtreibungsrecht.
Die Teilhabe von Frauen auf allen Ebenen vorangetrieben
In der Partei gab es in jeder Phase hervorragende Frauen, die sich für die Rechte ihrer Geschlechtsgenossinnen einsetzten und dafür kämpften. Diesen engagierten Sozialdemokratinnen ist eine Ausstellung der Friedrich-Ebert-Stiftung gewidmet, die im Mai im Willy-Brandt-Haus in Berlin eröffnet wird. Zu diesen Frauen zählen auch die Vertreterinnen der 50 Jahre alten Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (ASF) mit ihren Vorsitzenden Elfriede Eiler, Elfriede Hoffmann, Inge Wettig-Danielmeier, Karin Junker, Elke Ferner und heute – erstmals als Doppelspitze – Ulrike Häfner und Maria Noichl. Es sollen an dieser Stelle aber auch Männer wie der ehemalige SPD-Vorsitzende Hans-Jochen Vogel erwähnt werden, die die Teilhabe von Frauen auf allen Ebenen engagiert mit vorangetrieben haben.
Doch es bleibt weiter sehr viel zu tun, bis wir eine tatsächliche Gleichstellung der Geschlechter erreicht und geschlechtsspezifische Gewalt endgültig gestoppt haben. Denn gerade versuchen sich Rechtspopulist*innen und Extremist*innen weltweit am Rollback in Sachen Frauenrechte.
Transformation als Chance für die Gleichstellung
Dabei verdienen Frauen noch immer deutlich weniger als Männer. Noch immer bleiben sie deswegen für die Familie zu Hause. Und noch immer bekommen Frauen spürbar weniger Rente als Männer, weil die Betreuung von Kindern und pflegebedürftigen Familienangehörigen unbezahlt an ihnen hängen bleibt. Deswegen sollten wir den anstehenden Transformationsprozess der Wirtschafts- und Arbeitswelt auch als Chance begreifen, die Gleichstellung und damit auch die Selbstbestimmung von Frauen weiter voranzutreiben.
ist Chefredakteurin des "vorwärts" und der DEMO – Das sozialdemokratische Magazin für Kommunalpolitik sowie Geschäftsführerin des Berliner vorwärts-Verlags.