UEFA: Regenbogen nur, wenn er nicht weh tut
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Menschenrechte, Demokratie, Diversität – gerne schmückt sich die UEFA damit. Zum Beispiel, als sie vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft der Männer auf Twitter verkündete: „Proud that #Euro2020 will be a tournament for everyone #equalgame.“ – Stolz, dass die EM ein Turnier für alle sein wird. Versehen war das Ganze mit einem Regenbogen-Symbol.
Dass die Organisation aber tatsächlich dazu beiträgt, ein Turnier für alle zu veranstalten, davon ist sie so weit entfernt wie Nordmazedonien vom Europameistertitel. Das hat sie zuletzt bewiesen, als sie entschied, dass die Münchner Allianz-Arena beim letzten Gruppenspiel der deutschen Mannschaft am Mittwoch gegen Ungarn nicht in Regenbogenfarben leuchten darf.
Das Regenbogensymbol ist immer politisch
Der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hatte das am Montagabend offiziell bei der UEFA beantragt. Der Europäische Fußball-Verband lehnte den Antrag ab. Die Begründung: Die Aktion sei eine politische, da der Antrag Reiters mit einer politischen Entscheidung, die vom ungarischen Parlament getroffen worden war, begründet wurde. Die UEFA positioniert sich offiziell als politisch neutral.
Was sie dabei gerne vergisst: Das Regenbogensymbol ist immer politisch. Seit mehr als 40 Jahren steht die Regenbogenfahne als Symbol für die Akzeptanz und Gleichberechtigung von Menschen, die sich nicht mit den traditionellen Normen rund um Geschlecht und Sexualität identifizieren. Gerade während des „Pride-Month“ im Juni wird sie immer wieder auf Demonstrationen für die Gleichberechtigung queerer Menschen geschwenkt.
Bitte kein Streit mit Orban
Jetzt, da die gesellschaftliche Akzeptanz gegenüber der LGTBQ+-Community steigt, wollen viele Organisationen und Unternehmen sich mit Regenbogenfarben schmücken, um ihre Vielfalt zu demonstrieren, so auch die UEFA in verschiedenen Posts. Aber doch bitte nicht, wenn dies zu Zerwürfnissen mit der ultrarechten ungarischen Regierung führen würde, die das Münchner Vorhaben zuletzt scharf kritisierte. Menschenrechte nur dann zu unterstützen, wenn der Nutzen die Kosten übersteigt, ist ein perfides Vorgehen, mit dem die UEFA sich außerhalb der ungarischen Regierung wenig Freund*innen machen dürfte.
Auch an anderer Stelle zeigte die UEFA, dass „equal game“ bei ihr keine Rolle spielt. Gegen Deutschlands Torhüter Manuel Neuer ermittelte sie, weil er zuletzt eine Kapitänsbinde in den Regenbogenfarben trug. Nach einem viralen Aufschrei war die Sache zwar nach eineinhalb Stunden vom Tisch – Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass die UEFA immer dann Steine in den Weg legt, wenn es um die tatsächliche Realisierung ihres "equal games" geht. Wie bitter nötig es aber der Fußball in Deutschland, aber auch europa- und weltweit hat, sich gegenüber der LGTBQ+-Community zu öffnen, das zeigt, wie viele aktive Profifußballer offen schwul leben: keiner.