Meinung

Herbert Wollmann: Impfpflicht ab 50 ist der mildeste Weg

Ob es gegen Corona eine Impfpflicht geben wird, ist im Bundestag eine Gewissensentscheidung. Eine schwierige Abwägung, gerade für neue Abgeordnete. SPD-Politiker und Mediziner Herbert Wollmann sieht in einer Impfpflicht ab 50 den besten Weg.
von Herbert Wollmann · 13. März 2022
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Herbert Wollmann macht sich für eine Impfpflicht ab 50 stark.
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Herbert Wollmann macht sich für eine Impfpflicht ab 50 stark.

Als Arzt habe ich schon viele schwierige Entscheidungen treffen müssen, bei denen es um die Gesundheit anderer ging, etwa in der Palliativ- oder Notfallmedizin. Die Gewissensentscheidung über die Einführung einer Impfpflicht gegen das Corona-Virus ist  etwas, das mich sehr intensiv beschäftigt. Ich bin vom Impfen überzeugt und habe als Arzt viele Menschen in der Altmark gegen das Corona-Virus geimpft. Allerdings fällt es mir schwer, eine allgemeine Impfpflicht für alle zu beschließen. Die Querelen rund um die einrichtungsbezogene Impfpflicht in den letzten Wochen haben das noch verstärkt. Auch viele Menschen, mit denen ich gesprochen habe, haben Zweifel, ob eine Impfpflicht wirklich der richtige Weg ist – und das sind keine Corona-Leugner und keine „Spaziergänger“.

Ältere haben eine höheres Risiko für einen schweren Verlauf

In den letzten Wochen habe ich mich ausführlich mit der Stellungnahme des Ethikrates zur Impfpflicht beschäftigt. Im Ethikrat ist das Votum nicht einheitlich. Es gibt auch hier eine Gruppe, die eine altersabhängige Risikostratifizierung als das mildeste Mittel, eine Impfpflicht einzuführen, ansieht. Das hat mich nachdenklich gemacht, so dass ich mich entschieden habe, an einem Gruppenantrag von Abgeordneten der FDP und der Grünen mitzuarbeiten, in dem eine Impfpflicht für Menschen über 50 präferiert wird.

Ältere haben ein deutlich höheres Risiko für einen schweren Krankheitsverlaufs. Die 50- bis 70-Jährigen waren in der Delta- Welle die größte Gruppe derjenigen, die wegen einer Corona-Erkrankung intensivmedizinisch behandelt werden mussten. Bei ihnen ist die Impfquote relativ zum Krankheitsrisiko zu gering.

Der mildeste Weg, eine Impfpflicht einzuführen

Unser Antrag schlägt deshalb ein zweistufiges Verfahren vor: In einem ersten Schritt sollen alle über 18-Jährigen verpflichtet werden, eine Impfberatung wahrzunehmen. Unser Ziel muss  sein, eine Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern. Im Herbst soll deshalb überprüft werden, wie hoch die Impfquote ist und wie es sich mit dem Infektionsgeschehen verhält. Reicht die Impfquote aus, um die Welle der Neuinfektionen niedrig zu halten, würde die Impfpflicht gar nicht greifen.

Andererseits würde mit einem erneuten Beschluss des Bundestages die Impfpflicht beschlossen werden. Aus meiner Sicht ist das der mildeste Weg, eine Impfpflicht einzuführen. Eine Impflicht kann nur bußgeldbewehrt sein. Haftstrafen, Beugehaft oder Zwangsimpfungen sind ausgeschlossen. Es sind in dem Entwurf maximal drei Impfungen, genauer gesagt drei Antigenkontakte, vorgesehen. Auch ist die Aktion zeitlich begrenzt. Eine permanente Evaluation des Infektionsgeschehens mit Berichterstattung der verantwortlichen Institutionen ist verpflichtend.

Aufgezeichnet von Kai Doering

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Autor*in
Herbert Wollmann

ist SPD-Bundestagsabgeordneter aus Sachsen-Anhalt.

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