Kultur

„Wir sind alle beteiligt“

von Birgit Güll · 18. Oktober 2008
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Jene, die Schäden angerichtet haben, müssten stärker in die Pflicht genommen werden, betonte Klaus Staeck. Denn er empfinde es als Skandal, dass das Spekulationsgeld, wenn etwas schief geht, vom Staat kommt. Der Akademiepräsident unterstrich, dass jetzt jene den Staat riefen, die ihn zuvor verteufelt hatten.

"Es ist alles ein bisschen wahnsinnig geworden"
Die Schuld an der aktuellen Krise suchte Staeck allerdings nicht bei "bösen Mächten". Er betonte: "Wir sind alle beteiligt". Selbstkritisch unterstrich er, dass auch die Künstler sich irgendwann nicht mehr gewehrt hätten. Ingo Schulze pflichtete bei: "Kulturförderung durch die Industrie schaffe letztlich Abhängigkeiten".

Keinesfalls dürfe es geschehen, dass die Ökonomie einen Rahmen vorgebe. Die Kunst müsse frei sein, alles in Frage zu stellen, sie dürfe sich nicht einschränken lassen. Der Autor, der in Frankfurt seinen aktuellen Roman "Adam und Evelyn" präsentierte, äußerte sich auch kritisch in Richtung SPD. Gerade von ihr hatte er mehr erwartet, hatte gehofft, dass sie sich der Ökonomisierung früher stelle.

Mit der derzeitigen Finanzkrise sieht Klaus Staeck das Ende einer bestimmten Art von Politik gekommen. Es sei Zeit für einen neuen Weg. Der Staat könne jetzt nicht lediglich die alten Verhältnisse alimentieren. Der Akademiepräsident mahnte angesichts der aktuellen Lage ein generelles Umdenken an: "Es ist alles ein bisschen wahnsinnig geworden", in einer Gesellschaft, in der alles käuflich sei.

Autor*in
Birgit Güll

ist Redakteurin, die für den „vorwärts“ über Kultur berichtet.

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