Kultur

Wenn wir endlich frei sind

von Die Redaktion · 10. April 2008

Worte der Verzweiflung, Worte der Freude, Worte der Einsamkeit. Diese Sätze richtete der fast vergessene Schriftsteller Günther Weißenborn an seine Frau Joy. Das Ehepaar war Mitglied der Berliner Widerstandsbewegung Schulze-Boyzen-Harnack und wurde schließlich inhaftiert. Während er in der Gestapozentrale in der Berliner Prinz-Albrecht-Straße und später in Spandau festgehalten wurde, war sie zunächst am Alexanderplatz und anschließend in Charlottenburg im Gefängnis. Was den beiden blieb, war das Schreiben.

Hoffnung wagen

Ihre Briefe sind ein eindrucksvolles Dokument der Hoffnung. Günther Weißenborn und Joy Weißenborn hat der Mut nie verlassen. Sie gaben sich gegenseitig Kraf. Obwohl sie räumlich voneinander getrennt wurden, wird ihre füreinander empfunden Liebe immer größer. Sie erinnern sich an ihr einst vorhandenes gemeinsames Leben, das in weite Ferne gerückt ist. Nicht nur die Vergangenheit, sondern auch die Zukunft spiegelt sich in ihren Briefen wider. Sie schmieden Pläne für ein Leben zu zweit. Für eine Zeit, wenn beide "endlich frei sind."

Besonders Günther Weißenborn verliert diese nicht aus den Augen. Er erinnert seine junge Frau immer wieder an eine gesunde und vergnügliche Lebensführung. Er legt ihr nahe, auch in der Gefängniszelle Sport zu treiben. Als er noch inhaftiert ist, sie schon in Freiheit lebt, empfiehlt er ihr das Schachspielen, Lesen, Zeichnen, Studieren und die Gymnastik.

Neben den Briefen von Günther und Joy Weißenborn wurden auch Lieder, Gedichte und Kassiber abgedruckt. Abgerundet wird der Inhalt des Buchs durch ein Vorwort von ermann Finke und eine Zeittafel. "Wenn wir endlich frei sind" wurde 2008 neu aufgelegt und erweitert.

Günter und Joy Weißenborn, Wenn wir endlich frei sind, Arche Verlag, Hamburg und Zürich 2008, 176 Seiten, 19,90 Euro, ISBN 978-3716023785

Anke Schoen

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