Kultur

Vordenker für Soziale Demokratie auf einen Blick

Am Dienstag wurde im Willy-Brandt-Haus das neue Buch „Vordenkerinnen und Vordenker der Sozialen Demokratie“ präsentiert. Es porträtiert insgesamt 49 Persönlichkeiten, darunter sind leider nur sechs Frauen und Helmut Schmidt ist überraschenderweise nicht vertreten.
von Jan Duensing · 1. Dezember 2015
Buchpräsentation Vordenkerinnen und Vordenker der Sozialen Demokratie
Buchpräsentation Vordenkerinnen und Vordenker der Sozialen Demokratie

Zur Diskussion waren neben Herausgeber Christian Krell auch die emeritierte Professorin Helga Grebing und SPD-Schatzmeister Dietmar Nietan gekommen. Was überhaupt ein Vordenker ist, diese Frage griff Nietan in seinem Grußwort auf. Es handele sich um Menschen, die die „Gedankenwelt mit der Praxis verbunden haben“. Ihm gefalle dabei der Begriff des Vordenkers besser als etwa der Leitfigur, weil es nicht darum gehe jemandem blind zu folgen, sondern auch kritisch ihm gegenüber zu sein.

Nur sechs Frauen vertreten

In der anschließenden Diskussion betonte Herausgeber Christian Krell, Leiter der Akademie der Sozialen Demokratie bei der Friedrich-Ebert-Stiftung, dass es nicht nur klassische „Intellektuelle“ ins Buch geschafft hätten, sondern auch solche, die die Soziale Demokratie nicht im akademischen Sinne bereichert hätten. Exemplarisch führte er August Bebel auf, der keine Universitätsbildung genossen hatte und die deutsche Sozialdemokratie trotzdem mit einer langfristigen Vision gestaltet habe.

Alexander Beerens, Verlagsleiter bei Dietz und Moderator der Gesprächsrunde, bedauerte den Umstand, dass lediglich sechs Frauen – Herta Gotthelf, Renate Lepsius, Rosa Luxemburg, Susanne Miller, Elisabeth Selbert und Anna Siemsen – im Buch vertreten seien. Grund sei die Tatsache, dass große Frauen oft historisch hinter ihre berühmten Männer zurücktreten mussten. Als Beispiel nannte er Anna Stein, die Schatten ihres Mannes Siegfried Aufhäuser, dem Gründer des „Allgemeinen freien Angestelltenbundes“, stand.

Ein Stück Sozialdemokratie

Prof. Grebing war es umso wichtiger die Bedeutung von Rosa Luxemburg in dder Reihe zu betonen. Sie habe eine enorme Wirkungskraft gehabt und sei „ein Stück Sozialdemokratie“ gewesen. Einer ist hingegen nicht vertreten: Helmut Schmidt. Die Tatsache, dass sein Lebenswerk bis vor Kurzem nicht abgeschlossen war, verhinderte seine Aufnahme. Der kürzlich verstorbene Alt-Kanzler hätte alle Berechtigung dazu, da waren sich alle Diskussionsteilnehmer einig. Vielleicht ändert sich das in einer Fortsetzung, „wenn uns der Verlag die ermöglicht“, wie Krell scherzhaft in Richtung des Verlagsleiters Beerens andeutete.

Christian Krell (Hg.): „Vordenkerinnen und Vordenker der Sozialen Demokratie“, Dietz-Verlag; 368 Seiten; 22,00 Euro, ISBN: 978-3-8012-0459-4

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