Von perfekten Müttern, missratenen Kindern und Super-Nannys
Immer wieder flammt die Diskussion um die perfekte Erziehung, um "moderne" Pädagogik, den "richtigen" Umgang mit Kindern auf, eine wahre Flut von entsprechenden Ratgebern unterschiedlichster
Couleur verunsichert auch noch die letzte Mutter.
Die berufstätige Mutter, die ihre Kinder in einem Kindergarten betreuen lässt, muss sich ebenso rechtfertigen wie diejenige, die zu Hause bleibt. Der Irrsinn der Vorwürfe und der
Schuldgefühle geht schon in der Schwangerschaft los: Bereits da wird Frau mit ungebetenen Ratschlägen zum "richtigen" Verhalten belagert: Dem folgt wie selbstverständlich - als ginge dies irgendwen
etwas an - die direkte und dreiste Frage nach dem "genauen" Verlauf der Geburt. Hat Frau etwa mit Hilfe einer PDA ihr Kind auf die Welt gebracht? Oder gar leichtsinnigerweise ihr Kind im
Geburtshaus, ohne Kinderärzte, die bei Fuß stehen, bekommen?
In Bezug auf die Ernährung ihrer Kinder, kann Frau nur hoffen, zu den Müttern zu gehören, "die das Beste geben".
Mehr Gelassenheit bitte!
Das betrifft jedoch nur die Grundversorgung. Wie steht es mit der Erziehung? Ist es verzeihlich, mal nicht nur die hingebungsvolle, geduldige Mutter zu sein? Darf man sein Kind zurechtweisen,
ohne sich im Anschluss daran schlecht fühlen und sich rechtfertigen zu müssen, wie man etwaige psychische Spätfolgen beim Kind verantworten will? Ist es o. k., nicht die immer perfekt gestylte Frau
zu sein, die natürlich mit strahlend guter Laune den Alltag wuppt?
Kann Frau sich auch mal ohne schlechtes Gewissen wünschen, diesem Alltag ein paar Tage zu entfliehen? Darf sie sich einem Hobby widmen, endlich mal wieder mit der besten Freundin klönen und
einfach Spaß haben, ohne sofort als egoistische Kuh zu gelten?
Felicitas Römer zeigt auf, in welchem Karussell von Schuldgefühlen sich viele Mütter befinden. Sie sind überanstrengt. Und nicht selten fühlen sie sich hin
- und hergerissen zwischen den Ansprüchen der Außenwelt, den eigenen "Zielvorgaben" und dem real Erlebten, wenn sie eben doch Schwächen an sich entdecken und nicht die Über-Mütter sind.
Dieses amüsante kleine Buch gibt Mütter eine wertvolle Hilfe an der Hand, dem oft künstlich geschaffenen schlechten Gewissen zu entkommen. So können sie dem eigenen Perfektionismusstreben
etwas gelassener entgegentreten. Vielleicht gelingt es ihnen auch, so etwas mehr Ruhe in die eigene Wahrnehmung zu bekommen.
Maxi Hönigschmid
Felicitas Römer: Ich bin keine Super-Mama! Schluss mit dem schlechten Gewissen. Herder Verlag, 221 Seiten, 11,90€
ISBN: 978-3-451-05886-8