Kultur

Von Macht und Ohnmacht des Lebens

von Dagmar Günther · 8. März 2007
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Nicht Beileidsbekundungen und wohlmeinende Worte wurden an diesem Dienstagabend in der Akademie der Künste eingefordert, sondern mehr Aufmerksamkeit des Westens gegenüber Menschenrechtsverletzungen, denen die so mutige wie kritische russische Journalistin Anna Politkowskaja in Tschetschenien auf der Spur gewesen war. Anlass dazu bot die Vorstellung des in diesen Tagen erscheinenden Buches "Anna Politkowskaja. Chronik eines angekündigten Mordes".



Spontaner Protest


Klaus Staeck, der Präsident der Akademie der Künste, sprach in seiner Eingangsrede davon, wie er der Journalistin anlässlich der Verleihung der Hermann-Kesten-Medaille im Jahre 2003 in Darmstadt begegnet war, und erinnerte daran, wie man sich fünf Tage nach ihrer Ermordung in diesem Hause spontan zum Protest zusammenfand.

Anna Politkowskaja war hierzulande längst keine Unbekannte mehr gewesen, sondern als mehrfach ausgezeichnete Publizistin bekannt. So wurde in den deutschen Medien ihr Tod allgemein mit großer Bestürzung zur Kenntnis genommen und Aufklärung verlangt.

Das Schweigen des Westens

Zu schnell aber sei dann zur Tagesordnung übergegangen worden, befanden einhellig alle, die an diesem Abend zur Diskussion des Themas "Mordversuch an Menschenrechten".auf dem Podium Platz genommen hatten. Das waren Rupert Neudeck ("Grünhelme", ehem. "Komitee Cap Anamur") Irina Scherbakowa ("Memorial"), Sonja Margolina (Autorin und Publizistin), Norbert Schreiber (Autor und Journalist) und der Moderator Wolfgang Herles (ZDF "aspekte").

Mangelndes Interesse wurde dem westlichen Journalismus vorgeworfen.

Anna Politkowskaja war eine beeindruckende Erscheinung. Es machte traurig, diese engagierte und überzeugende Frau anschließend noch einmal auf der Leinwand zu sehen und zu hören. Der Dokumentarfilmer Andrej Nekrassow hat ihre Anklage gegen den Tschetschenienkrieg und das Schweigen des Westens für uns im Bild festgehalten.

Es war sicher in ihrem Sinne, bessere Bedingungen für dfie Zivilgesellschaft in Russland und den Einsatz des Westens dafür zu fordern.

Dorle Gelbhaar

¢Anna Politkowskaja - Chronik eines angekündigten Mordes¢, hrsg. von Norbert Schreiber, Wieser Verlag 2007, ISBN 103-85129-652-4, ISBN 13978-3-85129-652-5

Weltweite Lesung im Gedenken an Anna Politkovskaja:

www.peter-weiss-stiftung.de/participants_de.html

Autor*in
Dagmar Günther

war bis Juni 2022 Chefin vom Dienst des vorwärts.

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