Die Nazis drängten die emanzipatorischen Errungenschaften der Weimarer Republik zurück. Die Frau war in ihrem Weltbild in erster Linie Mutter, ihr Platz am Herd. Dabei waren viele in keinster
Weise lediglich unwissende Ehefrauen und Mütter. Aber erst in den 80er Jahren wurde der gemeinsame Opferstatus aller Frauen im Nationalsozialismus aufgehoben - und damit eine differenzierte
Betrachtung ermöglicht.
"Kann denn Jubeln Sünde sein?"
Kabarettistisch beleuchtete das "Generationenkomplott" in der FES die Rolle der Frau im Nationalsozialismus. Das Kölner Duo, bestehend aus Gisela Elisabeth Marx und Dorrit Bauerecker, stellte
unter dem Titel "Kann denn Jubeln Sünde sein?" zahlreiche Originalzitate und -dokumente aus der Nazizeit vor. Und sie bemühten sich um aktuelle Bezüge.
Wie im Nationalsozialismus spielen die Frauen auch in der neuen rechten Szene eine nicht zu unterschätzende Rolle. Auch hier agieren sie - dem rechten, männlich dominierten, Weltbild
entsprechend - vornehmlich im Hintergrund. Nichts desto trotz seien sie es, die Veranstaltungen organisieren oder Kredite besorgen, erläuterte Margret Seemann, die Parlamentarische Staatssekretärin
für Frauen und Gleichstellung in Mecklenburg-Vorpommern, in der FES-Debatte.
Stark machen gegen Rechts
So kämen die meisten Frauen über ihre Partner in die neue rechte Szene. "Die Suche nach Geborgenheit und Anerkennung" machte Margret Seemann als wichtigste Motive der Frauen aus. Um das zu
verhindern, müssten Kinder und Jugendliche möglichst früh zur Geschlechtergerechtigkeit erzogen werden. Seemann, und die ebenfalls anwesende Psychoanalytikerin für Kinder und Jugendliche, Ute Benz,
waren sich einig: Das Stärken einer offenen, pluralistischen Gesellschaft ist zentral, um Menschen gegen das Abrutschen in die rechte Szene zu wappnen.
Der Abend in der FES war abwechslungsreich, das Themenfeld allerdings zu groß. So wurden weibliche Täterinnen - etwa Aufseherinnen in den Konzentrationslagern - nicht betrachtet. Auch eine
Historikerin hätte die Veranstaltung sicherlich bereichert. Trotzdem war es ein Blick auf ein spannendes und wichtiges Thema.
Birgit Güll
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