Kultur

Unfertig und veränderbar

von Die Redaktion · 27. April 2007

Stefan Bollmann, in München lebender Lektor und Autor (Jahrgang 1958), geht in seinem Buch wie schon viele Schreibende vor ihm der berühmten Frage nach: Wie soll man leben? Ausgangspunkt ist dabei die Feststellung, dass die westliche Gesellschaft dank des Fortschritts in sozialen Bereichen - so in der Ernährung, der Hygiene und der Medizin - durch Langlebigkeit der in ihr lebenden Menschen gekennzeichnet, darauf aber wenig vorbereitet ist.

Neubeginn im Alter

Es würde zu wenig darüber nachgedacht, was mit der gewonnenen Lebenszeit anzufangen sei. Diese werde einfach als Anhängsel an die vorherigen Lebensabschnitte angesehen. Alt erscheine, wer in Rente ginge. In der Zeit zwischen dem 60. und 80. Lebensjahr seien aber tatsächlich geschichtlich an verschiedenen Beispielen belegbar individuell noch große Leistungen vollbracht worden.

Umkehrbar seien die Prozesse des Alterns nicht, wohl aber könnten hinzu gewonnene Lebensjahre immer wieder für einen Neubeginn genutzt werden. Nervenzellen verschalteten sich lebenslang neu und Lebenserfahrung kompensiere häufig, was an Auffassungsgabe und Kraft verloren gegangen sei.

Das hohe Alter setzt der Autor erst mit dem neunten Lebensjahrzehnt an. Dann allerdings setzten die biologischen Abbauprozesse, Demenz- und Alzheimerkrankungen verstärkt ein. Der Wunsch sich weiterzuentwickeln, bestehe auch noch in dieser Generation, könne hier aber im Verhältnis zum geistigen und körperlichen Abbau als quälend empfunden werden. Individuell gäbe es hier aber große Unterschiede, so dass mit fortschreitendem Alter dieses an Identifikationskraft verliere.

Beispiele aus der Geschichte

Bollmann untersucht eine Reihe von Biographien erfolgreicher langlebiger Menschen, um herauszufinden, wie mit dem langen Leben sinnvoll umzugehen ist.

Johann Wolfgang von Goethe z.B. habe zwischen seinem sechzigsten und achtzigsten Lebensjahr frei von den Zwängen einer Tätigkeit bei Hofe sein literarisches Werk vollenden können. Goethe bleibt das prominenteste, doch keineswegs das einzige Beispiel dieser Art. Zu erfahren ist, was dabei helfen kann in Gesundheit und Sinnerfüllung alt zu werden.

Dorle Gelbhaar

Stefan Bollmann "Die Kunst des langen Lebens", Berlin Verlag, Berlin 2007, Seiten, 18,00 Euro, ISBN 978-3-8270-0611-0

0 Kommentare
Noch keine Kommentare