Inge Deutschkron ist es eine Herzensangelegenheit, junge Menschen über die Nazi-Zeit aufzuklären. So war sie schon sehr oft an Berliner Schulen und warnte die Schüler vor dem wachsenden
Rechtsextremismus. Die deutsch-israelische Schriftstellerin und Journalistin weiß aufgrund ihrer eigenen Biographie sehr gut, wovon sie redet.
Vom Glück des Überlebens
Inge Deutschkron wurde 1922 geboren und wuchs in einem sozialdemokratisch geprägten Elternhaus auf. Ihr Vater, von Beruf Lehrer, wurde 1933 aus dem Schuldienst entlassen. Noch im Jahr 1939
gelang ihm die Flucht nach Großbritannien. Von 1941 bis 1943 konnte die damals 19-jährige Inge mit gefälschten Papieren in der Blindenwerkstatt Otto Weidt am Hackeschen Markt in Berlin
untertauchen. Ab 1943 versteckte sie sich mit ihrer Mutter bei Freunden, um so der Deportation zu entgehen. Die beiden Frauen gehörten zu den wenigen Juden in Berlin, die auf diese Weise bis zum
Ende des Krieges überlebt haben.
Ihre Odyssee, die ständige Angst um das letzte Stückchen Leben in der Illegalität, aber auch die erfahrene Hilfe hat Inge Deutschkron in ihrer Biographie "Ich trug den gelben Stern"
eindrucksvoll beschrieben. Die ungewöhnliche Geschichte fand auch den Weg auf die Bühne: Seit 1989 gehört das Stück "Ab morgen heißt Du Sara" zum Spielplan des Berliner Grips-Theaters. Für die
agile Schriftstellerin ist dies gewiss eine besondere Ehrung.
Eine Auszeichnung für ein außergewöhnliches Leben
Inge Deutschkron freut sich aber auch über die Louise-Schröder-Medaille, eine der höchsten Auszeichnungen der Stadt Berlin. Am 17. April überreichte der Präsident des Abgeordnetenhauses von
Berlin, Walter Momper, ihr die Medaille. Der Chef des Grips-Theaters Volker Ludewig hielt die Laudatio. Stolz sei sie auf diese Auszeichnung. Und das vor allem auch wegen der Namensgeberin, so Inge
Deutschkron in ihrer Dankesrede: Louise Schröder war 1947/48 Berlins Oberbürgermeisterin und, wie sie selbst, Sozialdemokratin.
Verständlicherweise bleibt bei Inge Deutschkron trotz dieser Anerkennung immer noch ein Rest Skepsis gegenüber Deutschland. Nicht umsonst hat sie mehrmals das Bundesverdienstkreuz
ausgeschlagen, weil in den 50er - und 60er Jahren so viele Altnazis damit geehrt wurden. In ihren jungen Jahren musste sie mit ansehen, wie nach dem Krieg wieder viele NS-Funktionäre in Amt und
Würden kamen. Auch aus diesem Grund wanderte sie 1972 nach Israel aus. Erst 1988 kehrte sie in ihr "Heimatland" zurück.
Am 4. Mai wird Inge Deutschkron erneut ausgezeichnet. Diesmal mit dem Carl-von-Ossietzky-Preis der Stadt Oldenburg.
Edda Neumann
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