Kultur

Titanentreffen

von Dagmar Günther · 29. Dezember 2008
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In seinem historischen Essay schildert Gustav Seibt die Geschichte der Begegnung zweier Jahrhundertmenschen. Er entfaltet zugleich ein Panorama der napoleonischen Epoche. Vor 200 Jahren hatte Deutschlands berühmtester Dichter, Johann Wolfgang Goethe, am 2. Oktober Audienz bei Napoleon. Das Treffen in Erfurt hinterlässt bei ihm einen unauslöschlichen Eindruck. "Ohne das Legionskreuz geht Gothe niemals", berichtet Wilhelm von Humboldt einige Monate später an seine Frau, " und von dem, durch den er es hat, pflegt er immer 'mein Kaiser' zu sagen."

Von den französischen Soldaten am Frauenplan, die sich im Zuge der Besatzung Weimars auch in Goethes Haus einquartieren, bis zum Gipfeltreffen in Erfurt nimmt Seibt den Leser mit auf eine unvergessliche Reise in die Zeit nach 1800. Er porträtiert die beiden Männer, ihre Epoche, diehöfischen Verhältnisse und diegeistigen Tendenzen eines ganzen Zeitalters. Ein außergewöhnliches Leservergnügen nicht nur, aber auch für Goethe-Liebhaber.

Kaum irgendwo wird Geschichte so unverstaubt lebendig erzählt wie in diesem Buch, das mit geradezu detektivischer Akribie die äußeren Ereignisse rekonstruiert, ihren kulturellen und politischen Rahmen nachzeichnet und zugleich den Spuren in Goethes Denken nachgeht, die sich bis in den zweiten Teil des "Faust" und die späten Gespräche mit Eckermann verfolgen lassen. Ein wunderbares Goethe-Buch und zugleich ein kulturhistorisches Kabinettstück in der Tradition eines Sebastian Haffner und Joachim Fest.

(Aus Pressemitteilung und Klappentext)

Stimmen zum Buch

"Das zentrale Kapitel ist jenes, in dem Seibt eine genaue Zeile-um-Zeile-Lektüre von Goethes Erinnerungstext unternimmt. Hier fließt alles zusammen: die Sachkenntnis des Historikers, ein Gefühl für Textnuancen, wie es nur ein Literaturkenner von Rang hat, und eine Aufmerksamkeit für Unstimmigkeiten und Widersprüche, so feingestimmt, dass man sie detektivisch nennen muss. (...) und wir sind einem bestimmenden Moment der europäischen Geschichte so nahegekommen, wie es aus der Entfernung vieler Jahre nur irgend möglich ist. Seibt hat es fertiggebracht, der ungeheuerlichen Menge an Büchern über Goethe eines hinzuzufügen, das man jetzt schon unverzichtbar nennen kann."

Daniel Kehlmann,"Cicero"

"Diese Begegnung, die vor beinahe genau 200 Jahren stattfand, umkreist mit bewundernswerter Souveränität, mit einer seltenen Kombination aus Darstellungsfreude und historischer Präzision der Autor der Süddeutschen Zeitung, Gustav Seibt, in seinem Buch Goethe und Napoleon. Geschmeidig wechseln hier Schlachten und Alltagsbonmots, und dass Seibt mit seinem Goethe- Napoleon- Buch zudem ein Desiderat erfüllt hat, mag man angesichts der überwältigend reichhaltigen Goethe- Forschung kaum glauben. Und doch haben wir hier erstmals eine ebenso gründliche wie unterhaltsame Abhandlung vor uns, die die konkreten Umstände der ofmals mystisch überhöhten Begegnung des Dichters und des Kaisers in ihren filigransten Bezügen vor Augen führt."

Adam Soboczynski, "Die Zeit"

"Der Historiker und Feuilletonredakteur der "Süddeutschen Zeitung" entwirft in seiner akribisch recherchierten und dennoch mit erzählerischer Virtuosität verfassten Arbeit vielmehr ein weit ausholendes Zeitbild, um vor diesem Hintergrund Goethes sich wandelndes Verhältnis zu Napoleon als Ergebnis vieler Einflussfaktoren darstellen zu können."

Roman Bucheli, "Neue Zürcher Zeitung"

Zum Autor

Gustav Seibt schreibt nach Stationen bei der "FAZ", der "Berliner Zeitung" und der "Zeit" seit 2001 für die "Süddeutsche Zeitung. Er wurde mehrfach ausgezeichnet, darunter für seine wissenschaftliche Prosa mit dem Sigmund-Freud-Preis

Dagmar Günther Gustav Seibt: Goethe und Napoleon. Eine historische Begegnung, Verlag C.H. Beck, München 2008, 288 Seiten, 19,90 Euro, ISBN 978-3-406-57748-2

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Autor*in
Dagmar Günther

war bis Juni 2022 Chefin vom Dienst des vorwärts.

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