Kultur

Sturz einer Zivilreligion

von Dagmar Günther · 20. März 2008

In den 1930ern in den USA als ökonomische Theorie entstanden, hat sich der Neoliberalismus zu einer "politischen Zivilreligion" entwickelt, erläuterte Butterwegge. Allerdings konnte jener sein Versprechen vom Wohlstand für alle nicht einhalten. Es habe nicht funktioniert, alles den Marktgesetzen von Konkurrenz und Gewinn unterzuordnen. So ist der Neoliberalismus heute in einer Legitimationskrise und die Suche nach Alternativen hat begonnen.

"Soziale Gerechtigkeit"

Es müsse eine "neue Chancengleichheit für alle geben", betonte die Juso-Vorsitzende Franziska Drohsel. Sie räumte ein, dass auch die SPD während der Zeit der rot-grünen Bundesregierung neoliberale Argumente übernommen hatte. Allerdings habe die "Fördern-und-Fordern-Politik" die soziale Polarisierung nur verstärkt, und so gelte es jetzt, vom neoliberalen Duktus wegzukommen, und sich für soziale Gerechtigkeit zu engagieren.

Das Umdenken habe bereits eingesetzt - das könne man deutlich am neuen SPD-Programm erkennen, unterstrich die Juso-Vorsitzende. Das sah Gysi anders. Es gebe in Deutschland fünf neoliberale Parteien und eine - nämlich die seine - die dagegen stehe. Genau das mache die Linke attraktiv für den Wähler. "Sollten wir auch noch neoliberal werden, sind wir überflüssig", so Gysi. Im gemeinsamen Parteiprogramm der Linken würden die Alternativen zum Neoliberalismus aufgezeigt. Vorliegen tut ein solches Programm allerdings derzeit nicht!

Alternativen und eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Neoliberalismus gibt es demgegenüber jetzt in den vorgestellten Büchern "Neoliberalismus" und "Kritik des Neoliberalismus".

Birgit Güll



Christoph Butterwegge/ Bettina Lösch/ Ralf Ptak: "Kritik des Neoliberalismus". VS Verlag für Sozialwissenschaften. 298 Seiten. 12,90 Euro. ISBN 978-3-531-15809-9

Christoph Butterwegge/ Bettina Lösch/ Ralf Ptak (Hrsg.): "Neoliberalismus. Analysen und Alternativen". VS Verlag für Sozialwissenschaften. 420 Seiten. 24,90 Euro. ISBN 978-3-531-15186-1

Autor*in
Dagmar Günther

war bis Juni 2022 Chefin vom Dienst des vorwärts.

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