Eine These, die sich bei den britischen Parlamentswahlen im Mai dieses Jahres bestätigt hat. Zwar gelang es der Labour Party stärkste Kraft im Land zu bleiben, aber die
  massiven Stimmenverluste sind eindeutig Blairs Außenpolitik zuzuschreiben und haben seine Position innerhalb der Partei deutlich geschwächt. Die Faszination an der charismatischen und
  machtbewussten Politikerpersönlichkeit schmälert dies nicht.
  
In seiner kurz vor den Wahlen erschienenen Biografie geht Mischler dem Moralisten, Christen und Politiker Tony Blair auf den Grund. Anekdotenreich erzählt der Autor aus den Jugendjahren des
  Premiers und zeigt auf, wer und was diesen intellektuell, religiös und moralisch geprägt hat. Er beschreibt Blairs innerparteilichen Aufstieg, den Umbau der Labour Party zu New Labour und die
  Reform der britischen Sozial- und Wirtschaftspolitik. Auch Blairs umstrittene Außenpolitik kommt nicht zu kurz, allen voran der gemeinsam mit den USA geführte Feldzug gegen den Irak. Trotzdem sieht
  Mischler in Blair einen überzeugten Europäer, der eine starke Partnerschaft zwischen den USA und
  
Europa anstrebt. Auch wenn die politische Analyse und Bewertung von Blairs Politik zum Teil etwas einseitig ausfällt - Mischler ist ein Anhänger des Dritten Weges - lesenswert ist die
  erstaunlich kurzweilig geschriebene Biografie allemal.
  
  Gerd Mischler: Tony Blair. Reformer, Premierminister, Glaubenskrieger. Parthas, Berlin. April 2005, 28 Euro, 260 Seiten, ISBN 3866015208
Vera Büttner