Unterstützt von der Friedrich-Ebert-Stiftung organisierte die von der Landeskommission Berlin gegen Gewalt eingesetzte Arbeitsgruppe "Gewalt von Jungen, männlichen
Jugendlichen und jungen Männern mit Migrationshintergrund in Berlin" eine Tagung unter dem Titel "SCHLAGWORT Integration - Junge Zuwanderer und Gewalt in Berlin". Hier wurden Ergebnisse
diskutiert und die Verantwortlichen nach dem weiteren Weg einer Migrationspolitik befragt.
Viele waren in den Großen Saal gekommen: Polizisten, Sozialarbeiter, Wissenschaftler. Sie alle beschäftigen sich mit dem Problem der Gewalt. Die Hauptursache nennt der Bericht: "Die
überproportionale Beteiligung von jungen männlichen Personen mit Migrationshintergrund an
Gewaltdelikten in Berlin hat soziale und geschlechtsspezifische Ursachen." Er stellt die Forderung auf: jedweder Ethnisierung der Probleme - vor allem auch öffentlich - entgegenzutreten
Das Bild von Migranten in den Medien ist das der Loser: Sie schlagen sich, haben keine Disziplin können kein Deutsch (meist auch die Sprache ihrer Eltern nicht richtig). Und sie enden oft
als Hartz IV-Empfänger. Dass das der Wirklichkeit oft sehr nahe kommt, liegt daran, dass sich bei den jungen Menschen irgendwann eine Null-Bock-Haltung einstellt, bei der der Körper die letzte
Ressource bildet.
Bosiljka Schedlich von dem Verein südost Europa Kultur bestätigte: "Kinder dieser Gesellschaft sind mit dem Gefühl aufgewachsen, nicht dazu zu gehören." Damit machte sie klar, was auch der
Geschäftsführer des Türkischen Bundes Berlin-Brandenburg Kenan Kolat erklärte: Man müsse weg von dem "Wir-Ihr" Denken.
Die Ziele der "Wir-Gesellschaft" könnten nur mit einem umfassenden Programm erreicht werden. Das Publikum forderte mehr Geld für Bildung und Zivilcourage. Der Staatssekretär für Justiz
Hasso Lieber erklärte: "Die beste Kriminalpolitik ist eine gute Sozialpolitik." Und er würde sich auch heute noch der alten Forderung "Macht Knäste zu Kindergärten" anschließen wollen.
Das Erschreckende an diesem Bericht ist, dass das vermeintlich Neue alt ist. Er stellt beinahe die gleichen Forderungen wie eine Kommission aus dem Jahr 1972. Die Migrantinnen und Migranten
sollen ein Teil der Gesellschaft werden - die sie bisher ausgrenzt. Laut Bericht könne anhand der demographischen Verteilung nicht länger vom Schema einer Mehrheits- und Minderheitsgesellschaft
gesprochen werden. Die Wirklichkeit sei eine Vielfaltsgesellschaft.
Julia Kleinschmidt
Der Offene Kanal Berlin (OKB) sendet die Dokumentation der Tagung. Am 7.September um 10.00 Uhr gibt es noch einmal den Dritten Teil. Die ganze Reihe wird vom 23. September bis zum 25.
September jeweils um 22.00 Uhr wiederholt.
Der Bericht "Gewalt von Jungen, männlichen Jugendlichen und jungen Männern mit Migrationshintergrund in Berlin unter
www.berlin-gegen-gewalt.de.
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