Kultur

„Ritual in den Tod“

von ohne Autor · 31. Mai 2007

Das Thema, das Peters aufgreift, ist etwas Neues im Genre. Der Krimi spielt im Marburger Burschenschafts- und Corps-Milieu. Alexander von Schmalenbach kommt bei seiner ersten Mensur, einem Fechtkampf mit scharfen Waffen, ums Leben. Alles deutet auf einen Unfall hin. Dennoch nehmen die Kriminalkommissare Sylvia Grandtke und Josef Wunderwald die Ermittlungen auf. Nach und nach verstehen sie immer mehr von der ganz eigenen Welt der Burschenschaften und deren fremdartigen Praktiken.

Schließlich stoßen sie auf ein Schulprojekt, das sich mit der nationalsozialistischen Vergangenheit einiger Betriebe in der Region beschäftigt und an dem der Getötete maßgeblich beteiligt war. Da sind sie sicher, dass er nicht auf natürliche Weise ums Leben gekommen sein kann.

"Bund fürs Leben"

Peters ist ein Kenner der studentischen Korporationsszene. Er promovierte zum Thema "Elite sein. Wie und welche Gesellschaft sozialisiert eine studentische Korporation?" und war selbst in der katholisch-deutschen Studentenverbindung Mitglied. Als einer von wenigen trat er jedoch aus diesem "Bund fürs Leben" aus, weil er seine Freunde nicht länger mit überkommenen Ritualen quälen wollte, wie er einmal in einem Interview erzählte.

Dass Peters über sehr viel Insiderwissen verfügt, merkt man seinem ersten Roman an. Detailliert beschreibt er Riten und Verhaltensformen der Verbindungsstudenten. Dies gibt den knapp 180 Seiten eine große Authentizität. Leider wirkt der Autor manchmal etwas Detail verliebt. Das lässt den Roman an der einen oder anderen Stelle langatmig werden.

Allen Marburgern unter den Lesern wird jedoch das Herz aufgehen. Die profunde Ortskenntnis des Autors blitzt viele Male hervor. Man merkt dem Buch an, wie sehr der geborene Westfale Peters seine Studienstadt liebt. Genau wie in einem Stadtplan beschreibt er die Orte, an denen die fiktive Handlung spielt.

Leider bleibt letztere vieles schuldig, was Idee und Konzept des Romans versprechen. Die Hauptfiguren wirken stark konstruiert. Sie erinnern manchmal an Kommissar Wallander aus den Mankell-Krimis, erreichen jedoch nicht das Profil des schwedischen Originals. Zudem schmälern unlogische Stellen den Spaß am Lesen. Peters' Wissen über polizeiliche Ermittlungsmethoden könnte breiter sein. Schade, der Autor hätte noch mehr aus dem Stoff machen können.



Stephan Peters: "Ritual in den Tod", Gipfelbuch-Verlag, Waldsolms, 2007,

180 Seiten, 12,75 Euro, ISBN 978-3-937591-43-8

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